SPD:"Die Krise ist überwunden"

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Anfang 2017 war noch nicht abzusehen, wie sehr die Freundschaft zwischen Martin Schulz und Sigmar Gabriel belastet werden würde. (Foto: picture alliance / Kay Nietfeld/)
  • Der frühere SPD-Chef Martin Schulz hat sich eigenen Worten zufolge mit seinem Vorgänger an der Parteispitze, Sigmar Gabriel versöhnt.
  • In einem Interview spricht Schulz über ihr wechselvolles Verhältnis.
  • Außerdem plädiert der glücklose SPD-Spitzenkandidat bei der vergangenen Bundestagswahl dafür, den nächsten Kanzlerkandidaten seiner Partei per Urwahl zu bestimmen.

Im Kampf um die Macht können Freundschaften dauerhaft zerbrechen. Zwischen den Martin Schulz und Sigmar Gabriel ist das offenbar nicht passiert. In einem Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) sagte Schulz, er habe sich mit Gabriel versöhnt.

Die Freundschaft zwischen ihnen habe immer auf einem ehrlichen Umgang basiert. "Wir haben in diesem Jahr beide Fehler gemacht, auch im Verhältnis zueinander", sagte Schulz. Sie hätten aber aber immer miteinander über ihre Fehler reden können. "Man muss versuchen, die Eitelkeiten hinter sich zu lassen, die durch einen öffentlichen Streit entstehen. Sigmar und mir ist das gelungen. Die Krise ist überwunden."

Die Beziehung der beiden SPD-Politiker hatte im Zuge der Bundestagswahl 2017 stark gelitten. Gabriel hatte auf die Kanzlerkandidatur für seine Partei zugunsten von Schulz verzichtet, stahl diesem mit unabgesprochenen Vorschlägen aber immer wieder die Show.

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Nach der Wahl versuchte Schulz, sich den Posten als Außenminister im Kabinett Merkel zu sichern und seinen Freund zu verdrängen. Allerdings hatte er Gabriel zu Beginn des Jahres gerüchtehalber zugesichert, im Falle einer Neuauflage der großen Koalition könne der amtierende Außenminister sein Amt behalten. Gabriel, der in seiner Partei trotz hoher Beliebtheitswerte in der Bevölkerung deutlich an Rückhalt verloren hatte, attakierte Schulz deshalb öffentlich. "Was bleibt, ist eigentlich nur das Bedauern darüber, wie respektlos bei uns in der SPD der Umgang miteinander geworden ist und wie wenig ein gegebenes Wort noch zählt", sagte Schulz den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

Der Streit gipfelte darin, dass Gabriel seine Tochter in einem Interview zitierte. Sie habe gesagt, nun müsse ihr Vater nicht mehr so viel Zeit mit "dem Mann mit den Haaren im Gesicht" verbringen. Dem RND sagte Schulz, dieser Angriff habe ihn getroffen. "Als ich das gelesen habe, hat mich das verletzt. Das hat in diesem Moment zu einer Entzweiung zwischen uns geführt."

Der Angriff erscheine noch härter, weil er über die Öffentlichkeit vorgetragen worden sei. Es sei aber vor allem die Reaktion eines Mannes gewesen, der "nicht nur emotional sondern auch sehr ehrlich ist", sagte Schulz. "So ein Ereignis trägt deshalb immer das Potential eines Bruches, aber auch den Keim der Versöhnung. Ich bin froh, dass letzteres der Fall war."

Schulz für Urwahl des SPD-Kanzlerkandidaten

Schulz selbst konnte am Ende weder den Posten des Außenministers übernehmen, noch Parteichef bleiben. Er ist inzwischen nur noch einfacher Bundestagsabgeordneter. Im Frühjahr will er seine Partei im Europawahlkampf unterstützen. "Ich bin Teil der Europakampagne im kommenden Jahr", sagte Schulz. Ein Amt strebe er aber nicht an. 2014 unterlag Schulz als Spitzenkandidat der europäischen Sozialdemokraten dem konservativen heutigen EU-Kommissionspräsidenten Jean-Claude Juncker.

Für die nächste Bundestagswahl plädiert Schulz für eine Urwahl des Kanzlerkandidaten seiner Partei. "Wenn Personen mit ihren Programmvorstellungen im Wettbewerb antreten, dann wird es richtig spannend", sagte Schulz ebenfalls den Zeitungen des RND. "Wir in der SPD sollten deshalb nicht verzagt sein und spätestens zur nächsten Bundestagswahl in einer Urwahl den Spitzenkandidaten bestimmen."

Den Prozess zur Bestimmung der Nachfolge von Angela Merkel an der CDU-Spitze sieht Schulz als gelungenes Beispiel. "Die CDU ist einen sichtbar neuen Weg gegangen. Das war innovativ, spannend und demokratiefördernd", sagte Schulz. "Die Vorwahlen haben Interesse an der politischen Debatte geweckt." So würde auch eine Urwahl die SPD "nicht nur stärken, sie wird die SPD inhaltlich beleben", befand der Kanzlerkandidat der SPD bei der Bundestagswahl 2017.

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