Sicherheit in den USA:Obamas dritter Gast

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US-Präsident Obama zitiert die Geheimdienste zu sich, um die Sicherheit für Millionen Fluggäste zu verbessern. Gleichzeitig holt ihn eine peinliche Sicherheitspanne ein.

Zehn Tage nach dem vereitelten Anschlag von Detroit geht US-Präsident Barack Obama in die Offensive und will sich als tatkräftiger Präsident beweisen, der alles tut, um die Sicherheit der Amerikaner zu gewährleisten.

Barack Obama will Flüge und Flughäfen sicherer machen. Doch selbst im Weißen Haus ist der US-Präsident nicht vor Sicherheitspannen gewappnet. (Foto: Foto: AP)

Aus dem Weißen Haus sickerte bereits durch, dass die USA sämtliche Listen mit Namen von Terrorverdächtigen überprüfen wollen. Alle Beobachtungslisten sollen kontrolliert werden, auf denen Verdächtige vermerkt sind, die nicht an Bord eines US-Flugzeuges steigen dürfen, erklärte ein Sprecher des Weißen Hauses.

Für Dienstag bestellte US-Präsident Barack Obama nun die Chefs mehrerer Geheimdienste zu Beratungen ins Weiße Haus ein. Das Ziel der Gespräche: Die Flugsicherheit in den USA, am besten weltweit, grundsätzlich zu verbessern.

Zuvor wurde der US-Präsident aber erneut mit einer peinlichen Sicherheitspanne im eigenen Haus konfrontiert. Vor Wochen machte bereits ein Ehepaar Schlagzeilen, das sich ohne Einladung auf ein Staatsdinner mit dem indischen Ministerpräsidenten Singh geschlichten hatte.

Nun wurde bekannt, dass neben den beiden "Partycrashern" noch ein dritter ungebetener Gast teilgenommen hatte. Der Mann sei aus dem gleichen Hotel wie die Delegation des indischen Ministerpräsidenten Manmohan Singh gekommen und ins Weiße Haus gelassen worden, ohne auf der Gästeliste gestanden zu haben, erklärte der für die Sicherheit zuständige Secret Service.

Er wurde demnach nicht vorab überprüft, vor dem Dinner aber unter anderem mit einem Metalldetektor kontrolliert. In die Nähe von Obama sei er nicht gekommen.

Bei dem Krisentreffen am Dienstag, zu dem Obama die Chefs mehrerer Geheimdienste ins Weiße Haus einbestellt hat, soll unter anderem geklärt werden, warum gegen den verhinderten Attentäter Umar Farouk Abdulmutallab trotz Warnungen kein Flugverbot verhängt wurde und wie er den Sprengstoff an Bord der US-Maschine schmuggeln konnte.

Obama hatte bereits drei Tage nach dem Beinahe-Anschlag von Detroit von "inakzeptablen" Versäumnissen gesprochen und umfassende Reformen angekündigt.

Es sei möglich, dass zuvor "tausende Namen" von den Listen entfernt oder auf andere Listen übertragen worden seien, sagte Obamas Sprecher Bill Burton in Washington.

Wie ein Regierungsvertreter, der namentlich nicht genannt werden wollte, der Nachrichtenagentur AFP sagte, will Obama nach dem Treffen eine "Reihe von Reformen" bekanntgeben. Dabei soll es den Angaben zufolge unter anderem um Neuerungen bei den Listen mit Terrorverdächtigen gehen.

Als erste Konsequenz hatten die USA am Montag ihre Sicherheitskontrollen an den Flughäfen deutlich verschärft. Vor allem Reisende aus 14 Ländern, darunter Afghanistan, der Jemen, Libyen, Pakistan, Nigeria, Somalia und Kuba, werden ab sofort systematisch abgetastet und mit einem Körperscanner durchleuchtet.

Kuba kritisierte die Verschärfung der Sicherheitskontrollen an US-Flughäfen als "anti-terroristische Paranoia". Es handele sich um eine "verzweifelte Maßnahme", kommentierte die Regierungszeitung Granma den Schritt.

Am Montag ermittelten zudem Agenten der US-Bundespolizei FBI in Ghana, um Informationen über einen Aufenthalt des Nigerianers Abdulmutallab in dem afrikanischen Land zu sammeln. Das sagte der ghanaische Vize-Informationsminister James Agyenin-Boateng.

60 neue Nacktscanner in Amsterdam

Der 23-Jährige, der Weihnachten an Bord eines US-Flugzeugs versucht hatte einen Sprengsatz zu zünden, soll nach Angaben der nigerianischen Behörden am 24. Dezember von Ghana aus nach Lagos in Nigeria geflogen sein.

Von dort sei er dann nach Amsterdam weitergeflogen, wo er schließlich in die US-Maschine nach Detroit umstieg. Den Sprengstoff PETN hatte er offenbar in seiner Unterhose versteckt durch die Sicherheitskontrollen und an Bord geschmuggelt.

Auf dem Amsterdamer Flughafen Schiphol werden deshalb in Kürze 60 neue Nacktscanner eingesetzt. Nach Angaben der Flughafenbetreiber sollen die jeweils 150.000 Euro teuren Geräte "in den kommenden Monaten" installiert werden, um alle Passagiere auf dem Weg in die USA zu kontrollieren. Bislang sind in Schiphol den Angaben zufolge 15 Nacktscanner im Einsatz.

Die britische Regierung wies unterdessen Vorwürfe zurück, Informationen über den verhinderten Attentäter nicht an die USA weitergeleitet zu haben. Die Geheimdienstinformationen über Abdulmutallab, der zwischen 2005 und 2008 in London studierte, seien weitergegeben worden, sagte ein Sprecher von Premierminister Gordon Brown in London. Nach seinem Studium war dem Nigerianer ein neues Visum zur Einreise nach Großbritannien verwehrt worden.

© sueddeutsche.de/AFP/dpa/woja - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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