Senat:Hamburg will mehr junge Menschen für Lehrerberuf begeistern

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Ties Rabe (SPD), Senator für Schule und Berufsbildung, spricht auf der Landespressekonferenz. (Foto: Markus Scholz/dpa)

Lehrerinnen und Lehrer dringend gesucht: Aufgrund des großen Wachstums der Schülerzahlen braucht Hamburg jedes Jahr rund 900 neue Lehrkräfte. Auch Quereinsteiger sind willkommen.

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Hamburg (dpa/lno) - Mit zahlreichen Maßnahmen will die Stadt Hamburg mehr junge Menschen für den Lehrerberuf begeistern. „Aufgrund des großen Wachstums der Schülerzahlen braucht Hamburg jedes Jahr rund 900 neue Lehrkräfte. Die geplanten Reformen sind ein erster und wichtiger Schritt“, sagte Schulsenator Ties Rabe (SPD) am Dienstag in Hamburg. Bereits ab dem kommenden Wintersemester 2023/2024 werden daher Studienanfängerplätze der Erziehungswissenschaften im Lehramt für die Sekundarstufe I und II zulassungsfrei. Bisher benötigten Studierende mindestens einen Abiturschnitt von 1,8.

„Diesen Flaschenhals, dass jemand aufgrund der Erziehungswissenschaften nicht genommen wird, den haben wir jetzt abgeschafft“, sagte Hauke Heekeren, Präsident der Universität Hamburg. In besonders stark von Studierenden nachgefragten Unterrichtsfächern wie Biologie, Geographie, Informatik, Deutsch, Englisch, Geschichte, Philosophie und Sozialwissenschaften gibt es aber nach wie vor einen Numerus Clausus (NC). Das liegt daran, dass die Nachfrage nach Studienplätzen größer ist als das Angebot: Gab es in 2016 noch 5700 Bewerbungen auf 900 Studienanfängerplätze im Lehramt, so liegt die Nachfrage derzeit bei rund 3200 Bewerbungen auf rund 1000 Studienanfängerplätze.

Nach und nach möchte die Universität die Zahl der Studienplätze erhöhen. „Für die kommenden Jahre haben wir gemeinsam mit der Wissenschafts- und der Schulbehörde einen Aufwuchs um rund 175 Bachelor-Studienplätze bis 2026 und rund 145 Master-Studienplätze bis 2029 vereinbart“, sagte Heekeren. Ob das ausreicht, ist jedoch fraglich. „Diese Zielzahlen sind nach der jetzigen Planung vermutlich zu spät und noch zu niedrig“, gab Schulsenator Ties Rabe (SPD) zu. „Deshalb wird zur Zeit darüber diskutiert, ob wir hier noch etwas schneller und etwas höhere Zahlen für die künftigen Plätze realisieren können“, sagte Rabe.

Ab dem Wintersemester 2024/2025 soll es im Lehramt für die Sekundarstufe I und II zudem einen neuen Aufbau-Masterstudiengang für Quereinsteiger geben. Damit können Personen, die einen Bachelor in einem inhaltlichen Fach haben, das in Hamburg als Unterrichtsfach studiert werden kann, einen „Master of Education“ in einem Unterrichtsfach machen und sich so zum „Ein-Fach-Lehrer“ für Stadtteilschulen und Gymnasien qualifizieren. Bisher studiert man zwei Fächer plus Erziehungswissenschaft. „Dass wir das nun ändern und neue Wege zum Lehramt ermöglichen, ist im Bereich der Lehrkräftebildung eine kleine Revolution“, sagte Heekeren.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) begrüßte die angekündigten Maßnahmen. „Diese angekündigten Schritte sind richtig, sollten jedoch durch weitere Maßnahmen flankiert werden“, sagte Sven Quiring, Vorsitzender der GEW Hamburg. „Es ist und bleibt wichtig, der hohen Abbruchquote zu begegnen. So muss die Begleitung der Studierenden deutlich verbessert werden - nicht zuletzt durch eine bessere Betreuungsregulation und entfristete Stellen für die universitäre Lehre. Es bedarf daher zusätzlich auch dringend mehr Stellen in Forschung und Lehre, die in Vollzeit ausgeschrieben und zudem attraktiver vergütet werden.“

Birgit Stöver von der CDU-Fraktion kritisierte: „Hamburg hat viel zu lang auf Kosten anderer Bundesländer gelebt, die mehr in die Lehrerausbildung investieren. Der Lehrermangel ist seit Jahren bekannt, gehandelt wurde trotzdem nicht.“ Mit so einem Stückwerk lasse sich der Lehrermangel in Hamburg sicherlich nicht vollumfänglich begegnen.

Auch die Linksfraktion sieht noch mehr Handlungsbedarf: „Die Aufstockung der Studienplätze besonders in den Masterstudiengängen reicht nicht aus, um den Lehrkräftebedarf zu decken“, sagte Sabine Boeddinghaus. „Nicht einmal im Jahr 2029 sollen so viele Master-Absolvent:innen und im Lehramt ausgebildet werden wie Hamburg zusätzlich an Lehrkräften braucht.“

© dpa-infocom, dpa:230627-99-203669/4

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