Passagen aus britischen Schützengrabenregeln, die im Ersten Weltkrieg an der Westfront galten. Dazu von der Agentur Reuters veröffentlichte Privatfotos, die zwischen 1914 und 1918 entstanden sind. "Patrouillen werden niemals ohne eindeutige Befehle losgeschickt, was sie zu tun haben. Jeder Horchposten wird gewarnt, wie viele Männer er als Patrouille zu erwarten hat und die ungefähre Zeit ihrer Ankunft. Wachposten sollen so wenig in Frage stellen wie möglich, und wenn, dann nur mit leiser Stimme." Im Bild: Britische Soldaten beobachten mit einem Fernrohr Artilleriefeuer während der Schlacht an der Somme 1916. Die alliierte Offensive an der Somme begann am 1. Juli 1916. Bereits am ersten Tag verloren etwa 19 000 Soldaten auf Seiten des Vereinigten Königreiches ihr Leben, weitere fast 40 000 wurden verletzt oder als vermisst gemeldet.
"Jeder Mann hat 120 Patronen bei sich. Außer wenn es nötig ist zu schießen, darf sich eine Patrone niemals im Patronenlager befinden. In keinem Fall darf das Gewehr zum Tragen von Kesseln oder anderer Lasten verwendet werden." Im Bild: Britische Truppen rücken 1916 während der Schlacht an der Somme vor. Tagebuchaufzeichnungen britischer Soldaten belegen, dass sie durchaus Mitleid mit dem Feind hatten.
"Das 'Stillgestanden' findet eine Stunde vor Tageslicht und eine Stunde vor der Abenddämmerung statt. Befehle werden ausgegeben und Schritte unternommen, um sicherzustellen, dass die Männer sie verstehen." Im Bild: Deutsche Marinesoldaten auf einem Kriegsschiff machen Morgengymnastik, etwa 1917.
"Die beste Zeit für die Ausgabe von Rum ist am frühen Morgen. Der Rum wird von einem Offizier ausgegeben, der darauf achtet, dass jeder Einzelne ihn in seiner Gegenwart trinkt." Im Bild: Deutsche Offiziere der Flieger-Abteilung 280 feiern im Sommer 1918 in dem Haus nahe der Westfront, in dem sie stationiert sind, ein Zechgelage. Hier weitere deutsche Privatfotos aus der Etappe.
"Das Schießen auf Flugzeuge ist nicht erlaubt, außer auf Befehl eines Offiziers." Im Bild: Ein deutsches Wasserflugzeug ist 1918 in Deutschland in ein Gebäude gestürzt. Flugzeuge wurden im Verlauf des Krieges immer wichtiger. Die Luftkämpfe einiger zu Helden stilisierter Piloten begründeten den Mythos des "ritterlichen Kampfes", der nichts mit der Wirklichkeit zu tun hatte.
"Kein Soldat darf weniger als 100 Meter von den Gräben entfernt begraben werden." Im Bild: Österreichisch-ungarische Soldaten stehen 1915 vor einem Massengrab an der Ostfront. Die psychische Belastung der Soldaten wurde damals völlig verkannt, und die Traumata wurden oftmals auf furchtbare Weise behandelt.
"Die Männer müssen zu jeder Zeit ordnungsgemäß gekleidet sein und so gepflegt und sauber wie die Umstände es zulassen." Im Bild: Offiziere der deutschen Luftstreitkräfte bei einem athletischen Wettkampf ihrer Schwadron 1917 nahe der Westfront. Für die einfachen Soldaten war der Frontalltag oft hart, und theoretisch eingeplante Schichtwechsel waren nicht immer möglich: "Wir haben schwere Wochen hier in Flandern. Ich schreibe bei Kerzenlicht in einem Stollen, aus dem wir seit der letzten Ablösung vor 14 Tagen nicht mehr herausgekommen sind. Wir haben wenig zu essen und immer größere Verluste." (Aus den Aufzeichnungen des Soldaten Karl Pöppel-Steffens)
"Die Unterhöhlung der Grabenseiten zum Errichten von Unterständen ist verboten. Wenn Unterstände errichtet werden, wird der nötige Platz vom Bodenniveau nach unten ausgegraben und ein Dach errichtet, gestützt auf verlässliche Pfosten. Alle Unterstände müssen splittersicher sein." Im Bild: Deutscher Beobachtungsposten 1917 an der Yser-Front (Ypern) in Belgien. Die Hölle dieser Front erlebte der Schriftsteller Erich Maria Remarque als 19-jähriger und beschrieb sie in seinem Buch "Im Westen nichts Neues".
"Es ist die Pflicht von Offizieren, nachts laut redenden Männern Einhalt zu gebieten, da die Horchposten sonst etwaige Bewegungen vor den Gräben nicht hören können. Die Deutschen nutzen dieses Reden des britischen Soldaten aus, um Horchposten ganz nah zu unseren Gräben zu schicken, und sie legen sogar in klaren Mondnächten ohne unser Wissen Gräben nahe unserer Linien an. Karten mit unseren eigenen Gräben darauf werden nicht in die Gräben an den Frontlinien mitgenommen." Im Bild: Die (bearbeitete) Luftaufnahme eines britischen Flugzeuges vom 17. Juni 1917 zeigt die Gräben, die das Land an der Westfront durchziehen. Der deutsche Überfall auf Belgien war für das Vereinigte Königreich der Auslöser, Deutschland den Krieg zu erklären.
"Nach dem Verlassen des Sammelplatzes sind Rauchen und Sprechen bis zur Ankunft im Schützengraben untersagt. Es sollte eingerichtet werden, dass den Männern zwischen Mitternacht und vier Uhr morgens Suppe oder ein heißes Getränk zur Verfügung steht. Waschen und Rasieren sollten, wenn möglich, in den Nachschubgräben stattfinden." Im Bild: Deutsche Offiziere sitzen 1917 vor einem Unterstand an der Yser-Front in Belgien. Hier weitere Fotos von diesem Frontabschnitt.
"Ein Offizier muss immer bei den Kanonen sein. Haubitzen sollten nachts auf besonders gefährliche oder wichtige Orte ausgerichtet sein." Im Bild: Schwere italienische Artillerie 1918. Die Italiener konnten nur dank alliierter Verstärkung die Front gegen Österreich-Ungarn halten; Venedig wurde bombardiert. Die furchtbaren Schlachten am Fluss Piave haben sich tief in die Erinnerung der Italiener gefressen.
"Leere Dosen und anderer Abfall wird in Behältern gesammelt, die für diesen Zweck in den Gräben vorgehalten werden. Latrinen werden in von den Kommunikationsgräben wegführenden Gräben angelegt. Wo das Eimersystem angewendet wird, werden Kalkchlorid oder Creosol (ein Desinfektionsmittel, Anm. d. Red.) großzügig verwendet. Der Schmutz wird nachts beseitigt und in einer tiefen Grube mindestens 30 Meter von den Gräben entfernt vergraben. Mit jedem Mann, der den Schützengraben (durch Fäkalien, Anm. d. Red.) beschmutzt, wird hart umgegangen." Im Bild: Britische Truppen in Schützengräben auf dem verwüsteten Schlachtfeld an der Somme 1916.
"Die Tarnung von Maschinengewehrstellungen ist wichtig - deshalb werden, außer in Notfällen, Maschinengewehre nicht aus ihren regulären Stellungen abgefeuert. Zwei Männer pro Abteilung haben immer Dienst an der Waffe. Wenn der Feind angreift, wird das Schnellfeuer eröffnet, ohne auf Befehle zu warten." Im Bild: Tote britische Soldaten in einer Maschinengewehrstellung 1918 an der Westfront.
"Sollten Gefangene gemacht werden, so werden sie sofort durchsucht und alle gefundenen Dokumente ohne Verzögerung an das Hauptquartier weitergeleitet. Deutsche tragen normalerweise alle Dokumente in den Rocktaschen ihrer Uniformjacken. Alle Dienstgrade sollten gewarnt werden, dass sie, sollten sie sich in der Hand des Feindes befinden, nur ihre Nummer, Name und Regiment angeben müssen. Keine andere Information wird gegeben." Im Bild: Gefangengenommene deutsche Soldaten liegen am 1. August 1916 auf einem Feld in Longueau an der Westfront. Rund acht Millionen Militärangehörige und zwei Millionen Zivilisten gerieten im Ersten Weltkrieg in Kriegsgefangenschaft. Das größte Problem in den Lagern war die Langeweile, die sogenannte 'Stacheldrahtkrankheit'. Viele Soldaten, vor allem aus Russland sowie den Mittelmächten, kamen erst 1922 frei.
"Irgendetwas, was im Zusammenhang mit dem Feind gesehen oder gehört wird, etwa Bewegungen von Individuen, Transportwagen, Truppen, Arbeitsabteilungen etc. muss dem nächsten Offizier gemeldet werden." Im Bild: Deutsche Offiziere stehen 1915 bei einem Aufklärungsballon nahe der Westfront.
"Unteroffiziere und Männer an der Feuerlinie und in der Verstärkung müssen zu jeder Zeit in Besitz ihrer Gewehre und Bayonette sein. Männer schlafen mit dem Gewehr an der Seite and dem Arm durch den Tragegurt. Nachts werden die Bayonette aufgesteckt, außer in sehr kaltem Wetter, wenn die Männer mit dem Gewehr sehr nah am Körper schlafen müssen, damit der Schlagbolzen nicht einfriert." Im Bild: Frauen arbeiten 1916 in einer Munitionsfabrik in Frankreich. Der Materialverbrauch an der Front war gewaltig, ununterbrochen musste Nachschub produziert werden. Da die Männer an der Front waren, musste Frauen ihre Arbeit übernehmen. Die häufig geäußerte Theorie, der Krieg habe die Emanzipation vorangetrieben, halten viele Forscher und Forscherinnen heute für falsch.
"Artillerieleitungen werden an den Nord- und Westseiten der Gräben verlegt. Infanterieleitungen im Süden und Osten. Ein Telefonist wird immer Dienst haben." Im Bild: Ein britischer Soldat fährt auf einem Motorrad einen Korb mit Brieftauben zur Frontlinie an der Westfront. Brieftauben wurden von allen Kriegsparteien für die Kommunikation genutzt. Einige von ihnen wurden mit Tapferkeitsmedaillen ausgezeichnet.
"Allen Dienstgraden ist einzuschärfen, dass der ihnen zur Verfügung gestellte Rauchhelm vollständigen Schutz gegen jedes vom Feind eingesetzte Gas gewährleistet. Vermorel-Sprüher stehen bereit, um nach einem Angriff Gas aus den Gräben und Unterständen zu vertreiben. Sie müssen stets zu einem Drittel mit Wasser gefüllt sein. 27 Liter der folgenden Lösung muss in verkorkten Rumkrügen in der Nähe jedes Sprühers gelagert werden: Wasser - 14 Liter (ein großer Eimer). Natriumthiosulfat - 1,5 Pfund (3/4 Feldgeschirr). Natriumcarbonat - 3 Pfund (1,5 Feldgeschirr)." Im Bild: US-Soldaten präsentieren unterschiedliche internationale Gasmaskendesigns, 1919 am Chemischen Entwicklungslabor in Philadelphia. Das Gas aus dem Ersten Weltkrieg vergiftet den Boden der Schlachtfelder bis heute.
"Die beste Arbeit erbringen Männer, wenn ihnen gewisse konkrete Aufgaben gegeben werden, die der Arbeitszeit angemessen sind, und wenn sie wegtreten dürfen, sobald die Aufgabe erledigt ist. Wenn dies nicht möglich ist, muss eine faire Aufgabe eingefordert werden und Männern, die faulenzen, eine extra Aufgabe gegeben werden, nachdem die anderen entlassen worden sind. Ein Arbeitskommando, das zu groß für die Aufgabe ist, ist normalerweise schlechter als eines, das zu klein ist, da ein Mann, der keine Aufgabe hat, gewöhnlich mehrere andere zum Müßiggang bringt." Im Bild: Ein deutscher Offizier der Luftwaffe posiert 1918 vor dem Haus nahe der Westfront, in dem er stationiert ist, auf einem toten Wildschwein.