Reaktionen zum Tod von Wolfgang Schäuble:Merkel: Schäuble war "politischer Lehrmeister" und "Anker meiner ersten drei Kabinette"

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Wolfgang Schäuble, Angela Merkel und der damalige Unionsfraktionsvorsitzende Friedrich Merz am 10. April 2000 in Essen. Merkel wurde damals zur CDU-Vorsitzenden gewählt, Schäuble war ihr Vorgänger. (Foto: Wolfgang Rattay/REUTERS)

In der Union ist die Trauer und die Betroffenheit groß. Auch über die Parteigrenzen hinaus gibt es Respekt und Anerkennung für Schäubles Arbeit.

Deutschlandweit herrscht Bestürzung über den unerwarteten Tod von Wolfgang Schäuble. Einige Reaktionen von politischen Weggefährten im Überblick:

Altkanzlerin Angela Merkel (CDU) schreibt in einer Erklärung: "Ich trauere um einen Politiker, der unser Land in vielfältiger Weise geprägt hat." Schäuble habe zu den "Architekten der Deutschen Einheit" gehört, sei Vordenker der deutsch-französischen Freundschaft und leidenschaftlicher Europäer gewesen. "Als junge Ministerin war Wolfgang Schäuble mir politischer Lehrmeister", so Merkel, die, wie Schäuble, in den 1990er-Jahren dem Kabinett von Helmut Kohl (CDU) angehörte.

Als Innenminister und Finanzminister sei Schäuble wiederum einer der "Anker" ihrer eigenen ersten drei Kabinette gewesen. "Gespräche mit ihm waren für mich immer eine intellektuelle Bereicherung." Sie habe seine Disziplin bewundert, "auch sich selbst gegenüber, die er trotz und mit seiner Querschnittlähmung nach einem Attentat aufbrachte". Merkel schließt ihre Erklärung mit den Worten: "Wolfgang Schäubles Stimme werden wir in Deutschland vermissen, sein Rat wird mir persönlich fehlen. Ich denke in diesen Stunden an seine Frau Ingeborg und seine Kinder und wünsche ihnen Trost, Beistand und Kraft."

Der CDU-Chef und Fraktionsführer der Union im Bundestag, Friedrich Merz, zeigt sich ebenfalls getroffen vom Tod Wolfgang Schäubles. Die Nachricht "erfüllt mich mit großer Trauer. Ich verliere mit Wolfgang Schäuble meinen engsten Freund und Ratgeber, den ich in der Politik je hatte", so Merz via X. Im Video sehen Sie ein ausführlicheres Statement:

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier schreibt in einem Kondolenzbrief an die Witwe Ingeborg Schäuble unter anderem: "Wolfgang Schäuble wirkte maßgeblich an der Wiedervereinigung Deutschlands mit. Sein Engagement und seine Weitsicht bei der Ausarbeitung der Staatsverträge haben dazu geführt, dass die Deutsche Einheit vollendet werden konnte." Geleitet habe ihn "sein innerer Kompass, das christliche Menschenbild, die Tradition seiner badischen Heimat, ein bürgerschaftliches Ethos und eine tiefe demokratische Überzeugung."

Bundeskanzler Olaf Scholz betont, Schäuble habe das Land stark geprägt. "Mit ihm verliert Deutschland einen scharfen Denker, leidenschaftlichen Politiker und streitbaren Demokraten", schreibt er bei X.

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Bundesaußenministerin Annalena Baerbock spricht der Familie ihr Beileid aus. Sie hebt in ihrem Beitrag bei X hervor, Schäuble habe sich um die "demokratische Kultur" in Deutschland verdient gemacht.

Der Grünen-Vorsitzende Omid Nouripour schreibt über Schäuble: "Er war ein Gigant des Parlamentarismus und seit Jahrzehnten eine prägende Figur für unser Land. Sein Platz in den Geschichtsbüchern ist ihm gewiss. Meine Gedanken sind bei seiner Frau und seinen Kindern. Er wird ihnen fehlen. Er wird uns allen fehlen."

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Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) erklärt bei X, Schäubles Tod sei eine traurige Nachricht. Ihre Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Grüne) sagt, das Land verliere "einen leidenschaftlichen Verteidiger unserer parlamentarischen Demokratie". Diese sei Schäubles politisches Erbe. Sie nie für selbstverständlich zu halten, bleibe Auftrag für alle politisch Verantwortlichen.

Finanzminister Christian Lindner (FDP) schreibt bei X über Schäuble: "Er hat viele mit der Stärke beeindruckt, mit der er sein Schicksal getragen hat. Er hat sein ganzes Leben mit Integrität und Disziplin in den Dienst unseres Landes gestellt. Größter Respekt!"

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) bezeichnet Schäuble als "großen Staatsmann". Er habe das demokratische Nachkriegsdeutschland wie wenige andere verkörpert und habe bis zuletzt in Verantwortung für das Land gewirkt. Der Linken-Politiker Dietmar Bartsch nennt Schäuble einen "herausragenden Demokraten".

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EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen schreibt bei X: "Nicht nur Wolfgang Schäubles Intellekt und seine Disziplin waren herausragend, sondern auch sein tiefer Respekt vor dem demokratischen Diskurs und seine Fähigkeit, sich immer wieder auf Neues einzulassen." Er habe wie kaum ein anderer die bundesdeutsche Demokratie geprägt und stets groß und weit vorausgedacht. "Ich werde seinen weisen Rat vermissen", so Schäubles Parteifreundin.

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) erklärt: "Als einflussreicher Politiker war Wolfgang Schäuble ein streitbarer und mitunter unbequemer, aber am Ende doch fairer politischer Geist", so Kretschmann. Er sei sehr beeindruckt gewesen von der politischen Urteilskraft und dem unabhängigen Denken des CDU-Politikers.

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Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) würdigt Schäuble als "Jahrhundert-Politiker". Deutschland verliere "einen der letzten herausragenden Politiker der Deutschen Einheit, und Europa verliert einen ehrlichen Vermittler für Stabilität und Solidität im gemeinsamen Wirtschaftsraum", so Wüst. Schäubles politischer Rat, seine Hinweise und Einschätzungen seien von besonderer Bedeutung gewesen: "Wolfgang Schäuble war für mich ein Vorbild." CDU-Politiker Jens Spahn schreibt: "Ich verliere meinen wichtigsten Mentor und einen väterlichen Freund."

Der gebürtige Freiburger Schäuble war 1972 im Wahlkreis Offenburg erstmals in den Bundestag gewählt worden. Mit Trauerbeflaggung und großer Betroffenheit reagieren die Stadt und die Region Offenburg auf den Tod des CDU-Politikers. Der Ehrenbürger der Stadt repräsentiere wie kein anderer die Werte und Ansprüche Offenburgs als Freiheitsstadt. "Als Politiker und Staatsmann hat er Weltgeschichte, deutsche Geschichte und vor allem Demokratie- und Parlamentsgeschichte geschrieben", sagt Oberbürgermeister Marco Steffens (CDU). Schäuble sei tief in seiner Heimat verwurzelt und immer ansprechbar gewesen.

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