Saudischer Prinz in Deutschland:Dissident wirft Saudi-Arabien versuchte Verschleppung vor

Chalid bin Farhan al-Saud

Prinz Chalid bin Farhan al-Saud wirft der Regierung Saudi-Arabiens vor, ihm eine Falle gestellt zu haben.

(Foto: dpa)
  • Der in Deutschland lebende Dissident aus Saudi-Arabien Prinz Chalid bin Farhan al-Saud sagt der dpa, die saudische Regierung habe ihn in eine Botschaft in Ägypten locken wollen.
  • Brisant ist diese Aussage, weil in der Türkei der kritische saudische Journalist Jamal Khashoggi verschwunden ist, seit er eine Auslandsvertretung seines Heimatlandes betreten hat.
  • Der Außenminister der USA ist in Saudi-Arabien, um dort mit der Führung des Landes über den Fall zu sprechen.

Nach dem Verschwinden und möglichen Tod des saudischen Journalisten Jamal Khashoggi erhebt ein anderer Dissident schwere Anschuldigungen gegen das Königreich. Der in Deutschland lebende Prinz Chalid bin Farhan al-Saud sagte der Deutschen Presse-Agentur, Vertreter der Regierung des Landes hätten ihn erst vor wenigen Wochen in eine Falle locken wollen, um ihn nach Saudi-Arabien zu verschleppen.

"Ein paar Tage vor dem Verschwinden Khashoggis haben sie mit einem Verwandten von mir in Kairo gesprochen und ihm einen Scheck gezeigt." Dem Verwandten sagten sie demnach, sie wollten dem Prinzen wegen seiner angeblichen finanziellen Probleme helfen. "Ich müsste den Scheck nur in der saudischen Botschaft in Ägypten abholen." Wenn er dem Ruf gefolgt wäre, so ist sich Prinz Chalid sicher, wäre er genauso verschwunden wie Kritiker Khashoggi. Anfragen an die saudischen Behörden zu den Vorwürfen blieben unbeantwortet.

US-Außenminister Pompeo ist in Saudi-Arabien eingetroffen

Der Staatsschutz in Düsseldorf bestätigte der Deutschen Presse-Agentur, dass er wegen der generellen Bedrohungslage seit Jahren in Kontakt mit Prinz Chalid und dessen Familie stehe. Auch das Bundeskriminalamt ist demnach mit der Sache befasst. Nach dpa-Informationen hatte Saudi-Arabien die deutschen Behörden vergangenes Jahr ersucht, Möglichkeiten für eine Auslieferung des Mannes auszuloten. Die Anfrage blieb von deutscher Seite unbeantwortet.

Khashoggi ist als Kolumnist der Washington Post bekannt geworden. Er war am 2. Oktober bei einem Besuch im saudi-arabischen Konsulat in Istanbul verschwunden. Die türkische Polizei geht davon aus, dass Khashoggi in der Auslandsvertretung ermordet worden ist.

Am Dienstagmorgen ist US-Außenminister Mike Pompeo in Saudi-Arabien eingetroffen, um dort mit der Führung des Landes über den Fall zu sprechen. Pompeo wurde am Flughafen von seinem saudischen Kollegen Adel al-Dschubair begrüßt, wie die US-Botschaft in Saudi-Arabien am Dienstag über Twitter mitteilte. US-Präsident Donald Trump hatte seinen Außenminister in das islamisch-konservative Königreich geschickt, um Licht in den rätselhaften Fall zu bringen.

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Demnach sei Khashoggi bei einem "schief gelaufenen Verhör" gestorben, soll es darin heißen. Die Affäre wirkt bis nach Berlin.

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