Angesichts von Ermittlungen wegen seiner mutmaßlichen Verwicklung in illegalen Holzhandel ist der brasilianische Umweltminister Ricardo Salles zurückgetreten. "Ich habe in diesen zweieinhalb Jahren viele Anfeindungen erlebt", sagte er. Der rechte Präsident Jair Bolsonaro dankte ihm. "Lieber Ricardo Salles, Sie sind Teil der Geschichte. Die Verbindung von Landwirtschaft und Umwelt ist eine nahezu perfekte Ehe", sagte der Staatschef. "Es ist aber nicht einfach, dieses Ministerium zu führen. Was übrig bleibt, sind manchmal nur ein Haufen Prozesse."
Wie Bolsonaro sah auch Salles das Amazonasgebiet vor allem als ungenutztes wirtschaftliches Potenzial und wollte noch mehr Flächen für Landwirtschaft, Bergbau und Energiegewinnung erschließen. Für den Schutz größerer Flächen im Regenwald im Kampf gegen den Klimawandel wollte er die Industriestaaten zur Kasse bitten. Zuletzt war der Umweltminister allerdings ins Visier der Ermittler geraten. So soll er in den Schmuggel illegal geschlagenen Holzes verwickelt sein. Salles wies die Vorwürfe zurück.

Brasilien:Der Regenwald als Beute
Holzfäller und Viehzüchter dringen immer weiter in den Regenwald vor und verwüsten mehr Flächen denn je. Präsident Bolsonaro will den Landraub sogar legalisieren - auch auf Kosten der indigenen Bewohner.
Die Abholzung ist im Amazonasgebiet zuletzt so gestiegen wie seit zwölf Jahren nicht mehr, dennoch wurde Schutzbehörden das Budget und Personal gekürzt. Holzfäller, Goldschürfer und Viehzüchter drängen immer tiefer vor in den Amazonasregenwald.
Im Januar, Februar, März und April des Jahres 2020 belegen Satellitenfotos des brasilianischen Weltraumforschungsinstituts Inpe die Rodung von etwa 1200 Quadratkilometern Urwald. So viel wie noch nie seit Beginn der Datenerfassung 2015 und eine Steigerung von mehr als 50 Prozent im Vergleich zum Jahr 2019; dabei war dies ebenso schon ein schlechtes Jahr für den Regenwald. Salles warb dafür, die Pandemie zu nutzen, um unbemerkt Schutzgesetze zu lockern.
"Salles' Abgang kommt spät, ist aber notwendig", hieß es in einer Stellungnahme der Umweltschutzorganisation Greenpeace. "Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass sich die Strategie der Regierung in Bezug auf die Umweltagenda ändern wird. Hand in Hand mit der Legislative wird sie weiterhin versuchen, den Schutz von Umwelt und indigenen Völker herunterzufahren."