Der russische Präsident Wladimir Putin hat eingeräumt, dass die Informationen in den Panama Papers der Wahrheit entsprechen. In der Sendung "Der direkte Draht", bei der einmal im Jahr Bürger im Fernsehen anrufen und live Fragen an den Präsidenten stellen können, sagte Putin: "Sie veröffentlichen keine falschen Informationen über Offshore-Firmen. Die Information ist wahrheitsgetreu". Allerdings habe er den Eindruck, dass nicht Journalisten die Artikel geschrieben hätten, sondern Juristen, das schließe er "aus dem Stil und aus den Fakten".
Putin unterstellte der Süddeutschen Zeitung, im Auftrag der USA zu arbeiten. Wörtlich sagte er laut der russischen Nachrichtenagentur Interfax: "Von wem kommen diese Provokationen? Wir wissen, dass Mitarbeiter amerikanischer Institutionen dabei sind. Zum ersten Mal ist dieser Artikel in der Süddeutschen Zeitung erschienen, die zu einer Medienholding gehört, die wiederum im Besitz des amerikanisches Unternehmens Goldman Sachs ist. Überall schauen die Ohren heraus, aber sie werden nicht einmal rot."
Diese Behauptung ist falsch. Die Süddeutsche Zeitung gehört weder direkt noch indirekt zu Goldman Sachs. Die Süddeutsche Zeitung ist eine 100-prozentige Tochtergesellschaft des Süddeutschen Verlags. Dieser wiederum gehört zu 81,25 Prozent der Südwestdeutschen Medienholding (SWMH) und zu 18,75 Prozent einer Münchner Verlegerfamilie. Auch die Südwestdeutsche Medienholding gehört nicht zu der amerikanischen Investmentbank. "Die SWMH besitzt keine gesellschaftsrechtlichen Verbindungen zu Goldman Sachs", sagte Stefan Hilscher, Geschäftsführer der Süddeutschen Zeitung.
Tatsächlich stehen hinter der Südwestdeutschen Medienholding eine Vielzahl deutscher Tageszeitungsverlage. Die SWMH erwarb die Mehrheit an der SZ im Jahr 2008 von vier Münchner Verlegerfamilien. Damals hatte auch der Stuttgarter Verleger Dieter von Holtzbrinck für die Anteile geboten und dazu die Investmentbank Goldman Sachs an Bord geholt. Allerdings entschieden sich die vier Verlegerfamilien damals bewusst gegen Holtzbrinck und Goldman Sachs.
Ob Putin diese Information nun bewusst falsch eingesetzt hat oder seine Leute ihn falsch informiert haben, blieb am Dienstag offen. Allerdings hatte der Kreml schon vor zwei Wochen angesichts der Panama Papers mitgeteilt, man befinde sich in einem "Informationskrieg".
Putin sagte, er erwarte keine Reue von den Journalisten, die die Daten der Kanzlei Mossack Fonseca auswerten: "Sie werden sowieso damit weitermachen. Je näher die Wahlen rücken, desto mehr solcher Geschichten wird es geben". Russland wählt im September ein neues Parlament.
Sein Freund Roldugin habe lediglich "einzigartige Instrumente gekauft"
Der Präsident stellte sich auch vor seinen Freund, den Cellisten Sergej Pawlowitsch Roldugin , der auch Taufpate der ältesten Tochter des russischen Präsidenten ist. Die Süddeutsche Zeitung hatte berichtet, dieser stehe im Mittelpunkt eines Netzwerkes aus Briefkastenfirmen, über das innerhalb weniger Jahre mehr als zwei Milliarden Dollar geflossen sein sollen. Für einen Teil der Geschäfte gab es ausweislich der Dokumente aus den Panama Papers keinen vernünftigen Grund. Eine wichtige Rolle spielte dabei offenbar auch die Bank Rossija aus Sankt Petersburg, die von den USA nach dem Einmarsch der Russen auf der Krim mit Sanktionen belegt wurde. Sie gilt US-Behörden als "Putins Bank".
Putin wiederholte noch einmal, dass sein Freund Roldugin, sein ganzes Geld für den Erwerb einzigartiger Instrumente ausgegeben habe - dies hatte Roldugin am Sonntag auch schon im russischen Fernsehen behauptet. Für die Instrumente, sagte Putin am Dienstag, habe Roldugin sogar Schulden aufgenommen. "Bei uns in Russland kann man sich vielleicht vorstellen, dass Bestechung in Form von Hundewelpen erfolgt, aber mit Geigen und Cellos - von so etwas habe ich noch nie gehört", sagte Putin. Damit spielte er auf eine Geschichte des russischsprachigen Schriftstellers Nikolai Gogol an, in der ein Bürgermeister mit Hundewelpen bestochen wird.