Russland:Kreml: Erdoğan entschuldigt sich für Abschuss von russischem Kampfjet

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Russland hat lange auf eine Entschuldigung der Türkei gewartet. (Foto: dpa)

Er wolle die Beziehungen zu Russland wieder verbessern. Der Familie des toten Piloten spricht er sein Beileid aus.

Die Türkei hat sich gut ein halbes Jahr nach dem Abschuss eines russischen Kampfjets der Regierung in Moskau zufolge für den Vorfall entschuldigt. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan habe dem russischen Staatschef Wladimir Putin in einem Schreiben sein Bedauern und den Angehörigen des getöteten Piloten sein Beileid ausgedrückt, teilte das russische Präsidialamt mit.

Erdoğan habe erklärt, dass es ihm leid tue. Es habe nicht die Absicht bestanden, das Flugzeug im syrischen Grenzgebiet abzuschießen. Die Behörden ermittelten gegen einen türkischen Staatsbürger, der des Abschusses verdächtig sei. Erdoğan sehe Russland als Freund und strategischen Partner und wolle die Beziehungen wieder verbessern. Eine türkische Stellungnahme lag zunächst nicht vor.

Der Hintergrund

Das türkische Militär hatte im November 2015 das russische Flugzeug im Grenzgebiet zu Syrien abgeschossen, weil es einige Sekunden in den Luftraum des Landes eingedrungen sein soll. Der Regierung in Moskau zufolge flog der Jet dagegen nur in Syrien.

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Zunächst hatte sich die Regierung in Ankara ablehnend über mögliche Besuche deutscher Politiker geäußert.

Russland forderte direkt nach dem Abschuss eine Entschuldigung von der Türkei. Doch Erdoğan erklärte zunächst, die Soldaten hätten lediglich ihre Pflicht getan. Die bilateralen Beziehungen hatten sich daraufhin dramatisch verschlechtert. Putin warf der Türkei eine "geplante Provokation". Er riet von Pauschalreisen russischer Urlauber in die Türkei ab und verhängte einen weitgehenden Importstopp auf landwirtschaftliche Produkte aus dem Land.

Regierung in Ankara söhnt sich auch mit Israel aus

Nach sechsjähriger Eiszeit haben sich Israel und die Türkei auf eine umfassende Normalisierung ihrer Beziehungen geeinigt. Die Länder wollten wieder Botschafter austauschen, teilten beide Seiten unabhängig voneinander mit. Zwischen den einst engen Bündnispartnern war es 2010 zum Bruch gekommen, nachdem bei der Erstürmung eines Gaza-Solidaritätsschiffs durch Israels Marine zehn türkische Staatsbürger getötet worden waren.

Laut der Vereinbarung zahlt Israel 20 Millionen Dollar Entschädigung an die Hinterbliebenen, wie der türkische Ministerpräsident Binali Yıldırım in Ankara sagte. Die zentrale Forderung einer Aufhebung der seit zehn Jahren andauernden Blockade des Gazastreifens gab die Türkei jedoch auf.

Die Seeblockade des Gazastreifens werde aufrechterhalten, sagte Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu. Man werde jedoch den Transport von Hilfsgütern über den Hafen von Aschdod in die Palästinenserenklave ermöglichen. Bereits an diesem Freitag soll nach Worten Yıldırıms eine Hilfslieferung die Türkei verlassen, die über Aschdod nach Gaza geschickt werde.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon begrüßt das Versöhnungsabkommen zwischen Israel und der Türkei. Es sei ein "wichtiges und hoffnungsfrohes Signal für die Stabilität der Region", sagte Ban bei einem Treffen mit dem israelischen Staatspräsidenten Reuven Rivlin in Jerusalem.

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