Kiew (dpa) - Die Ukraine hat eigenen Angaben zufolge heftige russische Attacken aus der Luft und am Boden abgewehrt. In der Nacht zu Dienstag seien 14 von 15 iranischen „Kamikaze-Drohnen“ vom Typ Shahed-136 abgeschossen worden, teilte der ukrainische Generalstab mit. Insgesamt meldete Kiew innerhalb von 24 Stunden mehr als 60 russische Bodenangriffe, denen standgehalten worden sei.
Auch nach Wochen der Belagerung und des Beschusses konnten die russischen Angreifer die strategisch wichtige Stadt Bachmut nicht einnehmen.
Laut Einschätzungen aus London erlitten indes die Russen große Verluste. Diese könnten noch signifikanter ausfallen, wenn die aus dem Westen geschickten Panzer zum Einsatz kommen. Nachdem am Montagabend unter anderem Deutschland die Lieferung von 18 modernen Kampfpanzern des Typs Leopard 2A6 vermeldete, zeigte sich Ukraines Verteidigungsminister nach einer Testfahrt mit einem ebenfalls gerade eingetroffenen britischen Kampfpanzer begeistert.
Ukraine meldet Schäden nach russischen Angriffen
Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko meldete Explosionen in der Hauptstadt. In einem Geschäft brach ein Brand aus. Verletzte gab es dabei nicht. Im Gebiet Sumy wurde die Stadt Bilopillja bombardiert. Gebäude und eine Gasleitung seien getroffen, ein Mensch verletzt worden. Die Schäden hätten größer sein können, wären nicht viele Angriffe abgewehrt worden. Im Hinblick auf die Drohnen, von denen ukrainischen Angaben zufolge 14 abgewehrt wurden, sprach der Chef des Präsidentenbüros, Andrij Jermak, von „Terror gegen zivile Infrastruktur“.
Der Befehlshaber der ukrainischen Landstreitkräfte, Olexander Syrskyj, teilte mit, dass die russischen Truppen ihre besten Kräfte bei Bachmut zusammengezogen hätten. Ziel sei es, dem Feind möglichst hohe Verluste zuzufügen und ihn zu zermürben, um eine ukrainische Offensive zu starten, sagte er. Der Kommandeur nannte die Lage schwer, aber stabil. Bachmut ist seit dem Spätsommer umkämpft, seit zwei Monaten haben sich die Kämpfe zur blutigsten Schlacht des mehr als ein Jahr dauernden Krieges entwickelt. Falls die Stadt fällt, wird für die russischen Truppen der Weg zu den Großstädten Slowjansk und Kramatorsk frei; eine vollständige Eroberung des Donezker Gebiets würde näherrücken.
London: Schwere russische Verluste bei Angriffen auf Stadt Awdijiwka
In jenem Gebiet liegt auch die Stadt Awdijiwka, wo Russland nach Einschätzung britischer Geheimdienste bei jüngsten Angriffen schwere Verluste zu beklagen hat. Ein Regiment habe mutmaßlich einen großen Anteil der Panzer bei dem Versuch verloren, Awdijiwka vom Süden aus einzukreisen, hieß es im Kurzbericht des Verteidigungsministeriums in London. Das Regiment sei Teil einer Armeeformation, die extra gebildet worden sei, um den Angriffskrieg in der Ukraine zu unterstützen. Es gebe aber Anzeichen, dass just die Formation Probleme mit schlechter Disziplin und Kampfmoral habe, hieß es.
Selenskyj wirft Russen Schädigung von Hunderten von Gotteshäusern vor
Durch den russischen Angriffskrieg sind nach Angaben aus Kiew Hunderte religiöse Gebäude in der Ukraine „zerstört, beschädigt oder ausgeraubt worden“. Es hätten alle Religionen und Konfessionen gelitten, erklärte Präsident Wolodymyr Selenskyj in sozialen Netzwerken. Betroffen seien Kirchen, Moscheen, Synagogen sowie Unterrichts- und Verwaltungsgebäude der religiösen Gemeinschaften der Ukraine. Dazu präsentierte der 45-Jährige ein Video auf Englisch mit betroffenen religiösen Einrichtungen und einem Hinweis auf eine Spendenkampagne für den Wiederaufbau des Landes.
Verteidigungsminister lobt britischen Panzer nach Probefahrt
Der ukrainische Verteidigungsminister Olexij Resnikow lobte nach einer Probefahrt den gerade eingetroffenen britischen Kampfpanzer Challenger 2 und kündigte seinen baldigen Kampfeinsatz an. „Fabelhaft, das ist sehr gutes Material“, sagte Resnikow in einem Video bei Twitter. Der mit elektronischen Beats unterlegte Clip zeigt, wie der 56-Jährige ein paar Runden mit dem Panzer auf einem Übungsgelände drehte. Wie viele der angekündigten 14 Kampfpanzer aus Großbritannien eingetroffen sind, wurde nicht gesagt. Zuvor hatte die Ukraine bereits gut 30 Leopard-2-Panzer aus Deutschland, Kanada und Polen erhalten. Auch Leoparde hatte Resnikow zuvor persönlich getestet.
© dpa-infocom, dpa:230328-99-113137/4