Revolutionstag in Iran:Regime ruft den Atomstaat aus

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Zum Revolutionsjubiläum verkündet Irans Präsident Ahmadinedschad Erfolge des Atomprogramms. Derweil tauchen erste Internet-Berichte über Zusammenstöße auf.

In Iran haben die Kundgebungen zum Jahrestag der Revolution begonnen. Es handelt sich um Veranstaltungen unterschiedlicher Art: Feiern, die staatliche Organe veranstalten und Demonstrationen, zu denen Oppositionelle aufgerufen haben.

Kritik am Westen, Jubel über das Atomprogramm: Präsident Mahmud Ahmadinedschad. (Foto: Foto: dpa)

Während im Internet auf regimekritischen Seten und per Twitter erste Meldungen von Protesten und Übergriffen auf Oppositionelle kursieren, üben sich die Machthaber im Jubel.

Präsident Mahmud Ahmadinedschad nahm das Jubliäum zum Anlass, neue Erfolge des umstrittenen Atomprogramms zu verkünden. In seiner Rede zum 31. Jahrestag der Revolution sagte er, der Iran sei mit der Herstellung von hoch angereichertem Uran zum Atomstaat geworden.

Vor zwei Tagen habe man mit der Uran-Anreicherung begonnen, jetzt seien "dank der Gnade Gottes" die ersten Chargen auf 20 Prozent angereichert worden und an die Wissenschaftler des Landes übergeben worden, so Ahmadinedschad. Über die Menge des 20-prozentigen Urans äußerte sich Ahmadinedschad nicht.

Vorwürfe in Richtung Westen

Der Präsident warf dem Westen vor, Iran bei der Anreicherung von Uran behindert zu haben, obwohl dies dem Land zustehe. Teheran hätte auch angereichertes Uran gekauft, doch dies sei abgelehnt worden, nun habe Iran selbst mit der Produktion von höher angereichertem Uran begonnen, das er für seinen Forschungsreaktor brauche.

Mehrere hunderttausend Menschen nahmen an der offiziellen Kundgebung zum 31. Jahrestag der Islamischen Revolution teil. Die Menge auf dem Asadi-Platz (Freiheitsplatz) schwenkte iranische Fahnen und zeigte Plakate mit Bildern von Ayatollah Chomeini und seines Nachfolgers Ayatollah Ali Chamenei. Chomeini hatte 1979 die Protestbewegung gegen den Schah angeführt, die dessen Sturz herbeiführte.

Im Video: Zehntausende Menschen haben sich am 31. Jahrestag der Islamischen Revolution im iranischen Teheran versammelt, um den Worten ihres Präsidenten Ahmadinedschad zu lauschen.

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Gleichzeitig nutzten mehrere hundert Anhänger der iranischen Oppositionsbewegung die Massenkundgebung für Proteste gegen die Regierung. Die staatlichen Einsatzkräfte schritten aber sofort gegen Demonstranten mit der grünen Symbolfarbe der Opposition ein. Dabei wurden nach Berichten von Augenzeugen Farbpatronen, Schlagstöcke und Tränengas eingesetzt. Auch von Schüssen ist die Rede.

Eine Gruppe um den Oppositionspolitiker Mahdi Karrubi wurde angegriffen, als sie sich den Gegendemonstranten anschließen wollte, wie dessen Sohn Hossein Karrubi mitteilte. Die Angreifer, offenbar Angehörige der Basidsch-Miliz hätten die Scheiben von Karrubis Auto eingeschlagen, sagte Hossein Karrubi.

Bereits am Mittwochabend hatten Regierungsgegner auf den Dächern der Hauptstadt den Ruf "Allahu akbar" (Gott ist groß) angestimmt. Um die Protestbewegung zu unterdrücken, drosselten die Behörden erneut die Internet-Bandbreite und schränkten die SMS-Übertragung im Mobilfunknetz ein. Ein Google-Sprecher teilte mit, es gebe Störungen beim Zugang zum Mail-Dienst im Iran. Das Unternehmen habe auch einen deutlichen Rückgang beim Datenaufkommen registriert.

© sueddeutsche.de/dpa/odg - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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