Katholische Kirche:Vorbestrafter Missbrauchstäter arbeitet für kirchliches Hilfswerk

Obwohl Verantwortliche des katholischen Vereins Renovabis von der Vorgeschichte des Geistlichen wussten, wurde er noch fünf Monate in der Ukraine eingesetzt - und hatte dabei auch Kontakt zu Kindern.

Von Annette Zoch, München

Ein wegen sexuellen Missbrauchs vorbestrafter Priester war trotz Protesten noch fünf Monate lang in der Ukraine als Auslandsgeistlicher tätig und hatte dabei Zugang zu Kindern. Laut Dokumenten, die dem Bayerischen Rundfunk vorliegen, habe der damalige Hauptgeschäftsführer des Osteuropa-Hilfswerks Renovabis, Eugen Hillengass, von der Vorgeschichte des Priesters gewusst. Der Priester aus dem Bistum Trier, der wegen 28-fachen sexuellen Missbrauchs an Kindern vorbestraft war, war nach seiner Verurteilung freier Mitarbeiter bei Renovabis gewesen und später in der Ukraine in Projekten tätig, die Renovabis finanziert hat. Die Süddeutsche Zeitung hatte zuerst über den Fall berichtet.

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Renovabis soll den Priester sogar als Hauptfigur für eine Fernsehreportage vorgeschlagen haben, ohne dessen Hintergrund zu erwähnen. Eine Vorschau zu dem Film hatte zu Beschwerden von Zuschauern geführt, ein entsprechender Brief sei an den Intendanten des BR gegangen. Bis dieser die zuständige Redaktion erreichte, sei es allerdings schon zu spät gewesen, um die Ausstrahlung des Films zu stoppen. Der damalige, inzwischen verstorbene Redaktionsleiter Hubert Schöne habe laut BR daraufhin an Hillengass geschrieben mit der Bitte um Erklärung und der Frage, ob Renovabis nun Konsequenzen ziehen werde, um die Gefährdung von Kindern und Jugendlichen in der Ukraine zu verhindern.

Im Antwortbrief habe Hillengass laut BR versichert, dass die zuständigen Bischöfe informiert worden seien. Er habe einen "schweren Fehler" eingeräumt und geschrieben, er habe vermeiden wollen, dass "dies der Organisation als solcher zur Last gelegt wird". V. sei dann im Oktober aus der Ukraine abgezogen worden - fünf Monate nach der ersten Ausstrahlung.

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