Rennen um die US-Präsidentschaftskandidatur:Jeb Bush spricht sich für Mitt Romney aus

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Spät, aber doch: Der Bruder des früheren Präsidenten George W. Bush empfiehlt Mitt Romney als Kandidaten der Republikaner für die US-Präsidentschaft - und stärkt den Multimillionär damit deutlich. Seine Unterstützung könnte Jeb Bush jedoch auch eigenen Zielen näher bringen.

Reymer Klüver, Washington

Es ist eine der wichtigsten Wahlempfehlungen, auf die Mitt Romney als Favorit unter den republikanischen Präsidentschaftsbewerbern hoffen konnte. Spät kommt sie, aber sie dürfte ohne Zweifel das ersehnte Signal sein, dass sich nun endlich das Establishment der Republikanischen Partei hinter ihm scharen wird und sich alle Phantasien von einem Seiteneinsteiger ins Präsidentschaftsrennen in Luft aufgelöst haben: Die Granden der Partei sind sich nun sicher, dass Mitt Romney im Herbst der Herausforderer von Präsident Barack Obama sein wird.

Jeb Bush gibt Wahlempfehlung: Der Bruder von Ex-Präsident George W. Bush unterstützt nun offiziell die Präsidentschaftsbewerbung von Mitt Romney. (Foto: AP)

Doch heizt die lange erhoffte Wahlempfehlung zugleich Spekulationen an über ihren Urheber: Jeb Bush ist der Bruder von Obamas Vorgänger George W. Bush, ehemaliger Gouverneur von Florida - und einer der einflussreichsten Männer in der Republikanischen Partei.

Warum spricht er sich ausgerechnet jetzt für Romney aus? Stecken vielleicht gar persönliche Ambitionen dahinter? In seiner Erklärung schreibt Bush am Mittwoch, es sei nun an der Zeit, "dass die Republikaner sich hinter Gouverneur Romney stellen und den Wählern im Herbst unsere Botschaft eines finanzpolitischen Konservatismus nahebringen".

Damit beendet Bush alle Gedankenspiele, die noch vor Monatsfrist in konservativen Denkzirkeln und in Magazinen wie dem Weekly Standard angestellt worden waren. Sie kreisten stets um die Möglichkeit, dass Romney bei den Vorwahlen nicht genug Stimmen für eine Mehrheit der Delegierten auf dem Wahlparteitag der Republikaner im August zusammenbekommen und es eine sogenannte brokered convention geben könnte - also einen Wahlparteitag, auf dem der Kandidat erst ausgehandelt werden muss.

Sollte das der Fall sein, so die Überlegungen, wäre das die Stunde für einen in der Partei hoch angesehenen Kompromisskandidaten. Der Name, der immer wieder genannt wurde, war Jeb Bush. Dabei tat es nichts zur Sache, dass der erklärt hatte, er stehe dafür nicht zur Verfügung.

Spekulationen über Bushs Absichten

Tatsächlich hat Bush mit der Empfehlung für Romney lange gezögert. Viel länger als sein Vater George H. W., der sich schon 2011 für ihn aussprach. Aber als Romney dessen Sohn im Januar um eine Wahlempfehlung anging, ließ der in Florida nach wie vor beliebte junge Bush ihn abblitzen.

Das dürfte ein Akt politischer Vorsicht gewesen sein nach dem abgedroschenen Politiker-Motto (das Jeb Bush aber noch im Juli vergangenen Jahres selbst zitiert hatte): Sage niemals nie. Denn die Ambitionen des 59-Jährigen dürften keineswegs beendet sein.

Zwar hatte er im vergangenen Jahr alle Sirenenrufe aus seiner Partei ignoriert, in das Kandidatenrennen einzusteigen: Bush ist sich klar darüber, dass das Land nur vier Jahre, nachdem ein Seufzer der Erleichterung über das Ende der Präsidentschaft seines Bruders durch Amerika ging, nicht bereit ist für einen weiteren Bush im Weißen Haus. Aber eine spätere Kandidatur, 2016 etwa, hat er nie ausgeschlossen. Genauso wenig wie eine Vizepräsidentschaftskandidatur 2012.

Zwar ist es noch viel zu früh für Romney, den Vizeposten zu besetzen. Aber Bush wäre ein plausibler Kandidat, der Romney einen enormen Vorteil bringen könnte: Stimmen von Amerikanern lateinamerikanischer Abstammung. Sie könnten bei der Präsidentenwahl gerade in so entscheidenden Bundesstaaten wie Florida oder Colorado den Ausschlag geben.

Romney aber hat bisher die Hispanics mit einer starren Haltung zur Einwanderung vor den Kopf gestoßen. Bush, der fließend Spanisch spricht, mit einer Mexikanerin verheiratet ist und stets für mehr Offenheit für spanischsprachige Amerikaner geworben hat, könnte da wertvolle Stimmen bringen.

© SZ vom 23.03.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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