Krieg in Syrien:Reden mit Assad - ein schlimmer Kraftakt

Es geht wohl nicht anders: Um den Konflikt in Syrien zu lösen, muss man mit dem Despoten Baschar al-Assad reden.

Kommentar von Nico Fried

Begeisterung in Moskau: Präsident Wladimir Putin hat am Donnerstag Angela Merkel bejubeln lassen. Ihre Haltung, dass man für ein Ende des Syrien-Krieges auch mit dem Despoten Baschar al-Assad reden müsse, entspreche Russlands Position. Auch in Damaskus schien man Dankbarkeit für die Kanzlerin zu empfinden: Als wolle Assad ihr einen Salut schießen, ließ er seine Truppen einige Stellungen der Terrormiliz IS unter Feuer nehmen. Man kann sich eben nicht aussuchen, von wem man gelobt wird.

Flüchtlingskrise
:Merkel will mit Assad sprechen

Um ein Ende des Krieges in Syrien herbeizuführen, müsse man mit vielen Akteuren verhandeln, sagt Angela Merkel - auch mit dem syrischen Diktator.

Nur einen Tag nachdem die Kanzlerin Assad zu den unerlässlichen Verhandlungspartnern zählte, hat sich damit schon ihre Prognose bewahrheitet, die Lösung des Konflikts werde "uns noch sehr fordern". Und bisher redet man ja nur darüber, mit Assad zu reden. Es wirklich zu tun, wird politisch wie moralisch ein schlimmer Kraftakt.

Assads Unverwüstlichkeit und Putins Taktik, das sind zwei unschöne Zwänge, die Deutschland und seinen Verbündeten mehr Entschlossenheit abpressten. Den entscheidenden Impuls aber gaben die Flüchtlinge, die in ihrer Verzweiflung zu Hunderttausenden nach Europa aufbrachen. Hierzulande hatte sich die Politik insgeheim mit der Unlösbarkeit des Syrien-Krieges abgefunden. Dann standen seine Folgen plötzlich vor der Tür. Man muss reden mit Assad - aber auch nicht verschweigen, dass wir es vor allem um des eigenen lieben Friedens willen tun.

© SZ vom 25.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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