Reaktion auf Nordkorea:Südkorea und USA erhöhen Alarmbereitschaft

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"Lebensbedrohliche Situation": Die USA und Südkorea haben ihre Streitkräfte in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt. Die Wachsamkeitsstufe für die Armee wurde von drei auf zwei hochgestuft - eins bedeutet Krieg.

Ein neuer Raketentest Nordkoreas könnte kurz bevorstehen - deshalb haben jetzt sowohl Japan als auch Südkorea die Alarmbereitschaft ihrer Armee erhöht. Es gelte der "absolute Alarmzustand", sagte Japans Verteidigungsminister Itsunori Onodera in Tokio. Regierungschef Shinzo Abe versprach seinen Landsleuten: "Wir unternehmen die größtmöglichen Anstrengungen, um das Leben unseres Volkes zu schützen und seine Sicherheit zu garantieren."

Das gemeinsame US-südkoreanische Kommando in Südkorea stufte die Lage derweil einem Bericht der Nachrichtenagentur Yonhap zufolge als eine "lebensbedrohliche Situation" ein. Das vierstufige Warnsystem "Watchcon" für die Beobachtung militärischer Bewegungen in Nordkorea wurde von Stufe drei auf zwei angehoben, berichtete Yonhap unter Berufung auf einen hochrangigen Militär. Dies ist die zweithöchste Alarmstufe, Stufe eins gibt es nur in Kriegszeiten.

Südkorea und die USA vermuten, dass Nordkorea noch in dieser Woche eine Mittelstreckenrakete mit einer Reichweite von bis zu 4000 Kilometern von einer mobilen Startrampe von der Ostküste abfeuern könnte. Aus südkoreanischen Geheimdienstkreisen hieß es, die nordkoreanischen Raketen seien zum "sofortigen Einsatz" bereit.

Die USA haben in Südkorea 28.500 Soldaten als Abschreckung gegen einen möglichen nordkoreanischen Angriff stationiert. Der Kommandeur der US-Streitkräfte im Pazifik, Admiral Samuel Locklear, hatte zuvor bestätigt, dass Nordkorea eine Mittelstreckenrakete des Typs Musudan an die Ostküste des Landes verlegt habe. Die Rakete könnte theoretisch die US-Pazifikinsel Guam, jedoch nicht das amerikanische Festland treffen, sagte Locklear dem Streitkräfteausschuss des US-Senats in Washington.

Südkorea beschuldigt Pjöngjang des Computerangriffs

Die Lage auf der Koreanischen Halbinsel gilt seit dem dritten Atomtest in Nordkorea im Februar als extrem gespannt. Pjöngjang hatte angesichts der Ausweitung von UN-Sanktionen und südkoreanisch-amerikanischer Militärmanöver den Waffenstillstandsvertrag von 1953 aufgekündigt, den USA einen atomaren Präventivschlag angedroht und den "Kriegszustand" mit Südkorea ausgerufen. Am Dienstag hatte Nordkorea allen in Südkorea lebenden Ausländern das Verlassen des Landes nahegelegt. Auch lässt Nordkorea inzwischen keine Arbeiter aus dem eigenen Land mehr in den gemeinsam mit Südkorea betriebenen Industriepark in Kaesong. Die Produktion in dem Gewerbekomplex in der nordkoreanischen Grenzstadt steht seitdem still.

Südkorea macht Nordkorea außerdem für einen massiven Cyberangriff auf die Computernetze mehrerer einheimischer Sender und Banken im März verantwortlich.

© Süddeutsche.de/Reuters/dpa/AFP/vks - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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