Nordkorea:Japan in Reichweite

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Auf Fernsehbildschirmen in Südkorea werden im März Bilder eines nordkoreanischen Waffentests gezeigt. (Foto: Lee Jin-Man/dpa)

Nordkorea testet erfolgreich zwei Raketen eines neuen Typs von Marschflugkörpern. Südkoreanischen Quellen zufolge haben sie Ziele in 1500 Kilometern Entfernung vom Abschussort getroffen.

Die selbsterklärte Atommacht Nordkorea hat südkoreanischen Angaben zufolge am Wochenende erfolgreich neue Marschflugkörper mit großer Reichweite getestet. Das teilte die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap am Montag (Ortszeit) unter Berufung auf die nordkoreanische Agentur KCNA mit. Getestet wurde der neue Typ demzufolge am Samstag und Sonntag, nachdem zwei Jahre lang daran geforscht worden sei. Laut KCNA flogen die Raketen 7580 Sekunden (rund zwei Stunden und sechs Minuten) lang auf einer ovalen Flugbahn über dem Festland und den Gewässern vor Nordkorea und trafen Ziele in 1500 Kilometern Entfernung. Damit liegt Japan deutlich in Reichweite der Raketen.

UN-Resolutionen verbieten Nordkorea den Test von ballistischen Raketen, die je nach Bauart auch atomare Sprengköpfe tragen können. Tests von Marschflugkörpern unterliegen dagegen nicht den Sanktionen gegen das Land. Anders als ballistische Raketen verfügen Marschflugkörper (Cruise-Missiles) über einen permanenten eigenen Antrieb. Wegen seines Atomwaffenprogramms ist das Land internationalen Sanktionen unterworfen.

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Die nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA berichtete laut Yonhap weiter, die Entwicklung des Langstrecken-Marschflugkörpers, einer strategischen Waffe von großer Bedeutung, sei in den vergangenen Jahren vorangetrieben worden. Detaillierte Tests von Raketenteilen, eine Vielzahl von Triebwerkstests am Boden, Kontroll- und Lenkungstests seien erfolgreich durchgeführt worden.

In der Nacht zum Donnerstag hatte Nordkorea zum dritten Mal innerhalb eines Jahres eine nächtliche Militärparade abgehalten. Anlass der Truppenschau im Zentrum der Hauptstadt Pjöngjang war der 73. Jahrestag der Staatsgründung. Nordkorea nutzt oft wichtige Feier- oder Gedenktage, um militärische Stärke zu zeigen. Das Land hatte zuletzt im Januar und davor im Oktober 2020 eine Militärparade unter nächtlichem Himmel durchgeführt und dabei ballistische Raketen mit unterschiedlichen Reichweiten vorgeführt.

Die Verhandlungen über das nordkoreanische Atomprogramm kommen seit dem gescheiterten Gipfeltreffen von Kim Jong-un mit dem früheren US-Präsidenten Donald Trump im Februar 2019 in Vietnam nicht mehr voran. Bei einem Parteikongress Anfang dieses Jahres hatte Kim angekündigt, sein Land werde die nukleare Abschreckung mit neuen Waffen einschließlich neuer Interkontinentalraketen stärken.

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