Puigdemont-Nachfolger:Quim Torra zum Regionalpräsidenten Kataloniens gewählt

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Im zweiten Wahlgang reichte Torra eine einfache Mehrheit, um zum Regionalpräsidenten Kataloniens gewählt zu werden. (Foto: Lluis Gene/AFP)
  • Katalonien hat wieder einen Regionalpräsidenten.
  • Der Separatist Quim Torra wurde zum Nachfolger des abgesetzten Carles Puigdemont gewählt.

Der Separatist Joaquim "Quim" Torra ist am Montag im Parlament von Barcelona zum neuen katalanischen Regionalpräsidenten gewählt worden. Der 55-Jährige erreichte im zweiten Wahlgang die benötigte einfache Mehrheit der Stimmen. Im ersten Wahlgang hatte Torra am Samstag die nötige absolute Mehrheit der Stimmen verpasst.

Damit bekommt Katalonien ein gutes halbes Jahr nach der Absetzung von Separatistenchef Carles Puigdemont wieder eine Regierung. Die Zwangsverwaltung der Region, die die Zentralregierung in Madrid seit dem 28. Oktober 2017 aufrechterhält, wird automatisch aufgehoben. Die Zeit drängte: Wenn es bis zum 22. Mai keine neue Regierung gegeben hätte, hätten die Katalanen ein neues Parlament wählen müssen.

Nach monatelangem Tauziehen mit Madrid hatte Puigdemont zuvor auf eine eigene Kandidatur verzichtet und so den Weg für die Wahl geebnet. Mit Torra schlug der von der spanischen Justiz gesuchte Politiker dabei erstmals einen von Justizproblemen unbelasteten Kandidaten vor. Torra war in den vergangenen Jahren Direktor des Born-Kulturzentrums in Barcelona und führte auch kurz die Kulturvereinigung Òmnium, beides Hochburgen der Separatisten. Zur Regionalwahl kurz vor Weihnachten war er auf der zum Lager der Unabhängigkeitsbefürworter zählenden Liste Junts per Catalunya (JxCat) angetreten, deren Spitzenkandidat Puigdemont war.

Der frühere katalanische Regierungschef Puigdemont hält sich in Berlin auf. Dort wartet er auf eine Entscheidung der deutschen Justiz über seine Auslieferung an Spanien. Der Chef der liberalkonservativen Katalanischen Europäischen Demokratischen Partei (PDeCat) hatte sich nach seiner Absetzung im Herbst zunächst nach Brüssel abgesetzt, um seiner Verhaftung in Spanien zu entgehen. Im März war Puigdemont bei der Durchreise durch Deutschland aufgrund eines Europäischen Haftbefehls inhaftiert, dann aber unter Auflagen vorläufig freigelassen worden.

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