Proteste:Tunesier demonstrieren gegen regierende Islamisten

Proteste gegen die Regierung in der tunesischen Hauptstadt Tunis. (Foto: Reuters)

Die wochenlangen Massenproteste gehen weiter: 10.000 Bürger sind in Tunesien auf die Straße gegangen und haben den Rücktritt der Regierung gefordert. Die erklärte sich zu Verhandlungen mit der Opposition grundsätzlich bereit.

Tausende Menschen haben am Samstag in Tunesien gegen die islamistische Regierung protestiert. Allerdings war die Teilnehmerzahl mit etwa 10.000 eher gering. Anfang August waren noch mehr als 100.000 Menschen auf den Straßen, um den Rücktritt der von der Partei Ennahda angeführten Regierung zu fordern. Die Demonstration war der Auftakt einer geplanten einwöchigen Oppositions-Kampagne.

"Das Volk will das Regime stürzen" und "Hau ab", rief die Menge, die zum Sitz der Verfassungsgebenden Versammlung in Tunis zog. Ennahda-Chef Rached Ghannouchi wurde als "Mörder" bezeichnet.

Die Opposition wirft der Ennahda den Mord an dem Oppositionspolitiker Mohamed Brahmi vor. Dessen Ermordung am 25. Juli hatte die jüngste politische Krise des Landes ausgelöst. Die Regierung beschuldigt dagegen radikale Salafisten der Tat.

Zuletzt hatte die Opposition ein Gesprächsangebot der regierenden Islamisten zur Bildung einer Expertenregierung zurückgewiesen und auf der Auflösung der Regierung beharrt. Die Ennahda hatte sich zuvor auf Vorschlag der vermittelnden Gewerkschaft UGTT bereit erklärt, mit der Opposition über die Bildung einer Expertenregierung zu verhandeln. Damit stellte sie erstmals ihren Rücktritt in Aussicht, wollte aber bis zu einer Übereinkunft die jetzige Staatsführung weiter stellen.

Zu den Punkten, die der Regierung von ihren Gegnern zur Last gelegt werden, gehören insbesondere wirtschaftliche Probleme. Umgekehrt werfen einige führende Islamisten der Opposition vor, sie plane einen "Staatsstreich" nach dem Vorbild Ägyptens, wo die Armee den demokratisch gewählten Präsidenten, den Islamisten Mohammed Mursi, Anfang Juli gestürzt hatte.

© Süddeutsche.de/AFP/Reuters/fran - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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