Regierungskrise:Tote nach Demonstrationen in Peru

Lesezeit: 1 min

Nach der Amtsenthebung von Präsident Castillo eskalieren die Proteste seiner Anhänger. Mindestens zwei Menschen sterben, es gibt mehrere Verletzte. Nachfolgerin Boluarte will Neuwahlen vorziehen.

Nach Castillos Amtsenthebung sind in Peru bei gewaltsamen Protesten mindestens zwei Menschen getötet und mehrere verletzt worden. Zuvor hatte die Polizei von einem Todesopfer - einem Teenager - im Süden des Landes gesprochen. Mehrere Personen wurden den Angaben zufolge verletzt. Während der Ausschreitungen wurde ein Flughafen lahmgelegt und teilweise in Brand gesetzt.

Laut einer Mitteilung der Flughafen- und Luftfahrtgesellschaft Corpac, aus der peruanische Medien zitierten, wurden auf dem Airport der Stadt Andahuaylas am Sonntag 50 Einsatzkräfte der Polizei und Corpac-Mitarbeiter als Geiseln festgehalten. Nach Medienberichten forderten die Randalierer unter anderem den Rücktritt der neuen Staatspräsidentin Dina Boluarte sowie Neuwahlen.

Vorwurf der Rebellion
:Perus abgesetzter Präsident Castillo in U-Haft

Die Justiz wirft ihm Rebellion und Verschwörung vor: Um mögliche Komplizen zu ermitteln und eine Flucht zu verhindern, muss der peruanische Ex-Präsident in Untersuchungshaft. Er soll noch versucht haben, in der mexikanischen Botschaft Zuflucht zu suchen.

Wie der Betreiber berichtete, wurden auf dem Flughafen das Treibstofflager und der Kommunikationsraum angezündet. Auch die Landebahn sowie wichtige Ausrüstung seien von Gewalt und Vandalismus schwer betroffen, hieß es. Der Flughafen der Stadt im Süden des Landes mit etwa 50 000 Einwohnern wurde geschlossen - laut Polizei wurde er von einer Eliteeinheit abgesichert. Am zweiten Tag in Folge kam es in der Gegend zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei.

Medienberichten zufolge blockierten Demonstranten in anderen Teilen des südamerikanischen Landes Fernstraßen. In mehreren Städten, darunter der Hauptstadt Lima, gab es Demonstrationen. Bei einer Sitzung des Kongresses am Sonntag kam es zu Handgreiflichkeiten. Ein Abgeordneter der linken früheren Partei des Ex-Präsidenten Pedro Castillo, Perú Libre, schlug einem Kollegen ins Gesicht, wie auf Videos zu sehen war.

Neue Präsidentin will Neuwahlen vorziehen

Nun will die Amtsnachfolgerin Dina Boluarte schon 2024 Neuwahlen abhalten lassen. Sie werde dem Kongress des südamerikanischen Landes eine Gesetzesvorlage präsentieren, um die Wahlen auf Mitte April 2024 vorziehen zu können, sagte Boluarte in einer Ansprache an die Nation in der Nacht zum Montag (Ortszeit). Die nächste reguläre Wahl, bei der in Peru sowohl über die Präsidentschaft als auch das Parlament entschieden wird, wäre eigentlich 2026.

Die bisherige Vizepräsidentin Boluarte hatte am Mittwoch Castillo als Staats- und Regierungschefin abgelöst. Dieser hatte kurz vor einem Misstrauensvotum gegen sich die Auflösung des Kongresses angekündigt. Das Parlament enthob ihn daraufhin des Amtes, am Donnerstag kam der linke frühere Dorfschullehrer wegen des Vorwurfs der Rebellion in Untersuchungshaft. Am Samstag vereidigte Boluarte, Perus erste Präsidentin, ihr Kabinett und ließ die Minister dabei schwören, nicht korrupt zu sein.

© SZ/dpa/cjk - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Machtkämpfe in Peru
:Chaostage in Lima

Kurz vor einem Verfahren wegen "moralischer Unfähigkeit" will Präsident Pedro Castillo das peruanische Parlament auflösen. Die Staatsanwaltschaft spricht von "Putschversuch" und nimmt ihn fest. Eskalation einer Krise, die schon länger schwelt.

Von Christoph Gurk

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: