Proteste in Ägypten:Fotojournalistin bei Ausschreitungen in Kairo getötet

Wer für ihren Tod verantwortlich ist, ist noch unklar: die ägyptische Journalistin Majada Aschraf (Foto: AFP)

Erst kündigt Armeechef al-Sisi seine Präsidentschaftskandidatur an, dann verhängt ein Gericht mehr als 500 Todesurteile - beides sorgt für großen Unmut in Ägypten. Mindestens vier Menschen sind bei Protesten in Kairo getötet worden. Unter ihnen ist auch eine junge Fotografin, die für eine Zeitung berichtet hat.

Bei Protesten in Kairo sind seit Freitag mindestens vier Menschen getötet worden, darunter eine Fotoreporterin der Tageszeitung El-Dostour. Auf mindestens eines der Opfer sei scharf geschossen worden, sagte ein Mitarbeiter des ägyptischen Gesundheitsministeriums. Das Innenministerium machte die Muslimbrüder für den Gewaltausbruch verantwortlich.

Die Fotografin Majada Aschraf habe in einem Außenbezirk der Hauptstadt Aufnahmen von schweren Zusammenstößen zwischen Demonstranten, Sicherheitskräften und bewaffneten Zivilisten gemacht, berichtete das Nachrichtenportal Ahram. Wer für ihren Tod verantwortlich ist, war zunächst nicht klar.

Den leblosen Körper der 23-jährigen Fotoreporterin bargen nach Berichten von Augenzeugen islamistische Demonstranten. Das deutet darauf hin, dass die tödlichen Schüsse von der Polizei oder anderen Bewaffneten kamen. Häufig beteiligen sich Kleinkriminelle und Geheimdienstmitarbeiter in Zivil mit Schusswaffen an der Niederschlagung von Protesten gegen die Regierung. Sie kooperieren dabei mit der Polizei.

An mehreren Orten formierten sich die Anhänger des gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi zum Protest gegen die vom Militär unterstützte Regierung. Die Kundgebungen richteten sich gegen die Präsidentschaftskandidatur des vormaligen Militärchefs Abdel Fattah al-Sisi, der Mursi im Juli 2013 gestürzt hatte. Al-Sisi hatte bei der offiziellen Ankündigung seiner Kandidatur am Mittwoch alle bisherigen Militär- und Regierungsfunktionen niedergelegt.

Außerdem protestieren die Demonstranten gegen die mehr als 500 Todesurteile, die vor kurzem gegen Muslimbrüder verhängt wurden und gegen noch laufende Verfahren gegen Hunderte weitere Anhänger der in Ägypten verbotenen Organisation.

© Süddeutsche.de/dpa/Reuters/sks - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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