Proteste in Hongkong:Von Polizei angeschossener Demonstrant wird angeklagt

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Nach einem Schuss auf einen jungen Demonstranten in Hongkong gehen die Proteste unvermindert weiter. (Foto: REUTERS)
  • Am Dienstag wurde ein 18-jähriger Demonstrant in Hongkong von einem Polizisten angeschossen.
  • Jetzt legt die Polizei dem Schüler offiziell einen Angriff zu Last.
  • Die Proteste gehen unterdessen unvermindert weiter. Nach der Eskalation plant die Regierung ein Vermummungsverbot.

Die Polizei legt einem 18-jährigen von einem Polizisten angeschossenen Demonstranten in Hongkong offiziell einen Angriff zur Last. Der Schüler war am Dienstag bei schweren Zusammenstößen von einem Polizisten getroffen worden. Sein Zustand ist mittlerweile stabil. Es war das erste Mal, dass ein Demonstrant bei den seit Monaten anhaltenden Protesten durch scharfe Munition verletzt wurde.

Unterdessen hat sich die Wut der regierungskritischen Demonstranten erneut entladen. Am frühen Donnerstagmorgen kam es zu Straßenschlachten in der chinesischen Sonderverwaltungszone. Die Protestler warfen Benzinbomben, errichteten Straßenblockaden und verwüsteten Geschäfte und U-Bahnstationen. Die Polizei setzte Tränengas ein. Sie erklärte, die Taten der Demonstranten hätten "die öffentliche Ordnung ernsthaft untergraben" und bedrohten "die persönliche Sicherheit von Polizeibeamten und Mitgliedern der Öffentlichkeit".

An den neuen Demonstrationen nahmen tausende Menschen teil. "Wo immer es Proteste in der Nähe gibt, werde ich kommen", sagte der Innenarchitekt Alex Chan im geschäftigen Einkaufsviertel Causeway Bay. "Ich bin heute Abend aus einem einfachen Grund hier: Du schießt nicht auf einen Teenager aus nächster Nähe", sagte er. "Diese Proteste werden weitergehen, und wir werden nicht aufgeben."

Viele Hongkonger befürchten, dass sie politische Sonderfreiheiten verlieren könnten. Inzwischen richten sich die Proteste auch gezielt gegen die Regierung in Peking. Die ehemalige britische Kronkolonie ist seit 1997 eine Sonderverwaltungszone der Volksrepublik.

Das Vermummungsverbot soll bald in Kraft treten

Derweil plant die Regierung ein Vermummungsverbot. Regierungschefin Carrie Lam wolle ein Verbot von Gesichtsmasken bei öffentliche Versammlungen in der chinesischen Sonderverwaltungsregion durchsetzen, sagte der oppositionelle Abgeordnete Ted Hui am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. Er bestätigte damit entsprechende Medienberichte.

Nach Einschätzung des Oppositionsabgeordneten wird Regierungschefin Lam ein entsprechendes Gesetz möglicherweise dem Legislativrat zur Annahme vorlegen. Da das peking-freundliche, nicht frei gewählte Parlament aber seit Wochen immer wieder belagert wird und das Vermummungsverbot bald in Kraft treten soll, könnte die Regierung auch ein fast ein Jahrhundert altes Notstandsgesetz aus der britischen Kolonialzeit bemühen.

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