Problem-Stadtstaat Bremen:Land der roten Laternen

Verschuldung, schlechte Pisa-Noten, Einbrüche - Bremen führt im Bundesvergleich viele Negativ-Statistiken an. Nun wird am Sonntag wieder gewählt. Welche politischen Baustellen die künftige Bremer Regierung erwartet.

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Arbeitslosigkeit, Armut, Verschuldung: Bremen führt im Bundesvergleich viele Negativ-Statistiken an. Nun wird am Sonntag wieder gewählt. Welche politischen Baustellen die künftige Bremer Regierung erwarten. Die höchsten Arbeitslosenzahlen Im Bundesland Bremen beträgt die Arbeitslosenquote derzeit 11,8 Prozent, die Stadt Bremerhaven hat mit 16,8 Prozent sogar die höchste Arbeitslosigkeit in Westdeutschland. Beinahe jeder sechste Einwohner des Zwei-Städte-Staats bezieht Leistungen nach Hartz IV. Im Vergleich dazu beträgt die Arbeitslosenquote im Bund 7,3 Prozent.

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Kinder in Armut

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In kaum einem anderen Bundesland grassiert die Kinderarmut so sehr wie an der Weser: Laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung bezieht in Bremen fast jedes dritte Kind unter 15 Jahren Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch II. Besonders erschreckend ist die Lage in der Stadt Bremerhaven, wo 37,3 Prozent der Kinder davon betroffen sind.

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"Stadt der Einbrecher"

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(Foto: ddp/Einbrecher)

In der Kriminalitätsstatistik liegt Bremen an der Spitze. Besonders auffällig ist die Zahl der Einbrüche. Laut Innenministerium wurden 2010 im Land Bremen 2877 Wohnungen aufgebrochen. Auf 10.000 Einwohner wurden 43,6 solche Einbrüche gemeldet.

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Höchste Rate an Insolvenzen

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In Bremen gehen die meisten Unternehmen ein. Laut der Insolvenzstatistik der Wirtschaftsauskunftei Bürgel wurden allein im Februar dieses Jahres 144 Insolvenzen auf 100.000 Unternehmen verzeichnet - das ist bundesdeutscher Rekord. Auch bei den Privatinsolvenzen liegt Bremen vorn. Auf eine Million Einwohner kam es im Februar zu 255 Privatinsolvenzen.

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In der Schuldenfalle

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Bremen ist derzeit mit rund 18 Milliarden Euro verschuldet und hält damit den Negativrekord in Deutschland. Die Pro-Kopf-Verschuldung hat knapp 27.000 Euro erreicht. Im Vergleich: Auf jeden Sachsen kommen 565 Euro, auf jeden Bayern 2340 Euro. Wer auch immer Bremen künftig regiert, wird um einen knallharten Sparkurs nicht umhin kommen.

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Gewalt gegen Kinder und die Drogenproblematik

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Im Jahr 2006 sorgte der Fall Kevin für Schlagzeilen. Der Zweijährige wurde tot im Kühlschrank seines drogensüchtigen Ziehvaters gefunden. Trotz Vormundschaft durch das Jugendamt blieb die Leiche des kleinen Jungen lange Zeit unentdeckt. Der Fall hat sich für die SPD zu einem Trauma entwickelt, denn es scheint in Bremen einen Zusammenhang zwischen der Drogensucht von Erwachsenen und einem engen Kontakt von Kindern mit Drogen zu geben: Die Sozialbehörde hat bei vielen Kindern von Abhängigen Rückstände von Kokain und Heroin in den Haaren gefunden. In einer ersten Untersuchung war dies bei 14 von 15 getesteten Kindern der Fall. Bei einem zweiten Test im Mai wurden erneut Spuren von Drogen in den Haaren von Kindern gefunden. Diesmal waren nur sechs von 28 Haarproben rückstandsfrei. Dass drogenabhängige Eltern ihren Kindern absichtlich Drogen verabreichen, ist eher unwahrscheinlich. Ein Berliner Toxikologe betonte, dass es keinen Fall gegeben habe, bei dem die Substanzen nicht auch durch äußerlichen Kontakt aufgenommen worden sein könnte. Wahrscheinlich sind sie über Schweiß, Rauch oder Raumluft in die Kinderhaare gelangt. Der Streit um Junkies und ihre Kinder geht weiter.

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Schlusslicht der Pisa-Studie

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Bei dem innerdeutschen Schul-Leistungsvergleich in Deutsch und Englisch bei Schülern der neunten Klasse war Bremen 2010 erneut in fast allen Disziplinen Schlusslicht. Schon bei den früheren Pisa-Bundesländervergleichen hatte das kleinste Bundesland schlecht abgeschnitten. Das hingt vermutlich mit nachteiligen Umständen zusammen. Von den drei Risikolagen Erwerbslosigkeit, Bildungsferne der Familie und Armut treffen auf zehn Prozent aller Schüler in Bremen gleich alle drei zu - im Vergleich dazu sind es in Bayern keine zwei Prozent.

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Doch es gibt auch Positives aus der Hansestadt zu berichten: Angehende Elite Wenn alles gut läuft, dann kann die Bremer Universität im nächsten Jahr zur Elite gehören: Die Uni hat sich für die engere Vorauswahl zum Förderprogramm der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder qualifiziert. Bremen würde dann in einer Reihe mit der Humboldt-Universität Berlin, der Ruhr-Universität Bochum, der Technischen Universität Dresden sowie den Universitäten Köln, Mainz und Tübingen stehen.   Mit der Auszeichnung erhielte die Uni 7,5 Millionen Euro jährlich aus Forschungsmitteln des Bundes, zusätzlich müsste das Bundesland Bremen 2,5 Millionen selbst beisteuern. Das Elite-Etikett würde der Hochschule 50 Millionen Euro über fünf Jahre bescheren. Zum Vergleich: Das Jahresetat der Uni befindet sich derzeit bei 270 Millionen. Die finale Entscheidung über die Vergabe der Fördermittel fällt im Juni 2012.

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"Stadt der Wissenschaft"

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Als erstes Bundesland gewann Bremen 2005 mit seinen zukunftsweisenden Technologien die Auszeichnung "Stadt der Wissenschaft". Die Jury des Stifterverbands für die Deutsche Wissenschaft verlieh der Stadt die Auszeichnung, mit der eine Förderung in Höhe von 125.000 Euro verbunden war. Der Technologiepark der Universität Bremen ist einer der führenden Hochtechnologie-Standorte Deutschlands. Hier arbeiten Forscher des Fraunhofer- und Max-Planck-Instituts sowie namhafte Unternehmensgrößen zusammen.

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Bremer Schüler erfolgreich bei "Jugend forscht"

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(Foto: dapd)

Beim 46. Wettbewerb "Jugend forscht" ging eine Sonderauszeichnung in das kleinste deutsche Bundesland: Der Preis der Kultusministerkonferenz der Länder wurde an das Alte Gymnasium in Bremen für sein vorbildliches Konzept zur Talentförderung verliehen. Außerdem waren im Fachgebiet Mathematik/Informatik mehrere Bremer Schüler mit ihrer Untersuchung mehrdimensionaler geometrischer Objekte erfolgreich. Auch Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU) warf in Kiel einen Blick durch das Mikroskop.

© sueddeutsche.de/dpa/jube/ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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