Prinz Mohammed bin Salman:Königssohn mit Ambitionen

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Saudi-Arabiens mächtiger Verteidigungsminister Prinz Mohammed bin Salman verfolgt nach Angaben der saudischen Presseagentur im Kommandozentrum von Riad die Militäraktion im Jemen. (Foto: REUTERS)
  • Saudi-Arabien feiert Prinz Mohammed bin Salman bin Abdulaziz al-Saud, den Sohn des Königs, für die Militäraktion im Jemen.
  • Direkt nach seiner Thronbesteigung hat König Salman seinen Sohn zum Verteidigungsminister gemacht und diesen zu seinem Nachfolger bestimmt.
  • Neben Prinz Mohammed spielt ein weiterer Enkel von Staatsgründer Abdulaziz al-Saud eine wichtige politische Rolle: Prinz Mohammed bin Nayef, der Innenminister und stellvertretende Kronprinz.
  • Mit dem Machtwechsel geht offenbar eine neu justierte, deutlich aktivere und aggressivere Außenpolitik Saudi-Arabiens einher.

Von Paul-Anton Krüger

Es war eine der Personalien, an denen nur Stunden nach der Thronbesteigung des neuen saudischen Königs Salman im Januar deutlich wurde, dass der Monarch sich schnell eine Hausmacht verschaffen wollte. Er machte seinen Sohn Prinz Mohammed bin Salman bin Abdulaziz al-Saud, dessen Alter teils mit 30, teils mit 35 Jahren angegeben wird, zu einem der jüngsten Verteidigungsminister der Welt - und auch zu seinem eigenen Nachfolger. Zudem ernannte er ihn zum Chef des königlichen Protokolls. Dieser Posten verschafft dem Prinzen, der von Salmans dritter Frau Fahda bint Falah bin Sultan al-Hithalayn abstammt, die fast umfassende Kontrolle darüber, wer Zugang zum Hofe seines Vater erhält - weit mehr als eine nur zeremonielle Funktion.

Zugleich positionierte der Regent seinen Spross für die Thronfolge. Offiziell kommt diese Kronprinz Muqrin zu, einem 69 Jahre alten Halbbruder Salmans. Doch neben Prinz Mohammed bin Nayef, dem Innenminister und stellvertretenden Kronprinzen, hat Mohammed wohl gute Chancen, seinem Vater direkt nachzufolgen. Damit übernähme die Generation der Enkel von Staatsgründer Abdulaziz al-Saud die Macht.

Als "Haufen unerfahrener Jungspunde" abgekanzelt

Der König ersetzte ein Dutzend beratender Komitees seines Vorgängers durch nur zwei Gremien - Prinz Mohammed bin Nayef leitet das eine für Politik und Sicherheit, Prinz Mohammed bin Salman das andere für Wirtschaft und Entwicklung. Zusammen beherrschen sie damit schon heute die Politik in Riad.

Prinz Mohammed bin Salman befehligt überdies die am besten ausgestattete Armee der arabischen Welt. In den von Saudi-Arabien geführten Militäroperationen einer Koalition sunnitisch-arabischer Staaten in Jemen kommandiert er das größte derartige Unternehmen des Königreichs seit dessen Gründung 1932. In Saudi-Arabien wird er schon zum Nationalhelden verklärt, der sein Land zurückführt zur angemessenen Führungsrolle in der Region und der schiitischen Vormacht Iran im Ringen um die Dominanz am Golf Grenzen aufgezeigt hat. Da wird es in Riad wohl als ehrenvoll gesehen, dass der Oberste Führer der Islamischen Republik, Ayatollah Ali Chamenei, die neue Elite jüngst als "einen Haufen unerfahrenen Jungspunde" abgekanzelt hat.

Gewiefter wie rücksichtsloser Taktiker

Tatsächlich ist Mohammed bin Salman nach seinem Jura-Studium an der König-Saud-Universität in Riad schon vor zehn Jahren in öffentliche Ämter aufgestiegen. Er leitete eine Wohlfahrtsorganisation; einige seiner Mitarbeiter sind unter den jungen Prinzen, denen sein Vater Kabinettsrang verliehen hat. Da wird das Fundament für den weiteren Aufstieg gelegt.

Mohammed bin Salman gilt als ebenso gewiefter wie rücksichtloser Taktiker der Macht. Sein Gesicht ist aber untrennbar verbunden mit der Militäraktion in Jemen. Der offizielle Jubel darüber, sie habe ihre militärischen Ziele erreicht, ist verfrüht. Aber nur wenn diese Operation letztlich als erster Erfolg einer neu justierten, deutlich aktiveren und aggressiveren Außenpolitik Saudi-Arabiens in die Geschichtsbücher eingeht, wird das den Prinzen für höhere Ämter adeln.

© SZ vom 27.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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