Präsidentschaftswahl in Ägypten:Muslimbrüder feiern sich als Wahlsieger

Lesezeit: 2 min

50 Millionen Ägypter haben zwei Tage lang gewählt - nun liegen erste Ergebnisse der Präsidentschaftswahlen vor. Während staatliche Medien von einem Kopf-an-Kopf-Rennen sprechen, feiern sich die Islamisten der Muslimbruderschaft schon als Wahlsieger. Beobachter berichten von Stimmenkauf und Wählermanipulation.

Bei der Präsidentenwahl in Ägypten läuft es auf eine Stichwahl zwischen dem Islamisten Mohammed Mursi und dem früheren Mubarak-Minister Ahmed Schafiq hinaus. Ein Mitglied der Wahlkommission sagte in Kairo, die beiden Politiker lägen nach der Auszählung von 90 Prozent der Stimmen mit Abstand vor den Mitbewerbern. Das offizielle Ergebnis der Wahl werde erst am Sonntag veröffentlicht, fügte er hinzu.

Nichtsdestotrotz feiern die Muslimbrüder ihren Kandidaten schon als Sieger. Einer ihrer Vertreter hatte zuvor - als jedoch nur ein Bruchteil der Stimmen ausgezählt war - mitgeteilt, dass bei der Präsidentenwahl auf Mursi etwa 30 und auf den früheren Luftfahrtminister Schafiq etwa 22 Prozent der Stimmen entfielen.

Die staatlichen ägyptischen Medien sprachen dagegen zunächst von einem Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Mursi, dem unabhängigen Islamisten Abdel Moneim Abul Futuh und dem linken Aktivisten Hamdin Sabbahi.

Der frühere Generalsekretär der Arabischen Liga, Amre Mussa, kann sich keine Hoffnungen mehr machen, die Nachfolge des im Februar 2011 gestürzten Präsidenten Hosni Mubarak anzutreten.

Ägyptische Wahlbeobachter berichteten von Stimmenkauf und Wählermanipulation in zahlreichen Wahllokalen. Beschwerden über Unregelmäßigkeiten gab es jedoch bislang nicht.

Auch EU-Chefdiplomatin Catherine Ashton sagte, erste Berichte von Zeugen und Experten seien "sehr ermutigend". Sie lobte die erste Runde der Präsidentschaftswahl als "großen Schritt im demokratischen Übergang". Zum ersten Mal in der Geschichte habe die ägyptische Bevölkerung die Möglichkeit gehabt, ihr Staatsoberhaupt in einer echten Wahl auszusuchen. Ashton erklärte das ägyptische Volk zum Wahlsieger, weil es friedlich für seine demokratischen Rechte und Ansprüche gekämpft habe.

Auch US-Außenministerin Hillary Clinton gratulierte den Ägyptern zu einer "historischen" Abstimmung. Die erste Runde der ersten freien Präsidentenwahl sei ein "weiterer wichtiger Meilenstein beim Übergang zur Demokratie", sagte sie in Washington. Die US-Regierung freue sich darauf, mit Ägyptens demokratisch gewählter Regierung zusammenzuarbeiten.

Wenn keiner der zwölf Kandidaten im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit erreicht, kommt es am 16. und 17. Juni zu einer Stichwahl zwischen den beiden Bestplatzierten. Nach inoffiziellen Angaben beteiligten sich etwa 50 Prozent der Wähler an dem zweitägigen Urnengang am Mittwoch und Donnerstag dieser Woche.

Bei der Wahl waren rund 50 Millionen Ägypter aufgerufen ihren künftigen Präsidenten zu bestimmen. Die Wahlkommission schätzte die Beteiligung auf rund 50 Prozent. Die Ergebnisse der ersten Runde sollen am Sonntag veröffentlicht werden. Da noch an einer neuen Verfassung gearbeitet wird, sind die genauen Befugnisse und Pflichten des Präsidenten noch unklar.

© Süddeutsche.de/Reuters/dapd/afp - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Präsidentschaftswahl in Ägypten
:Islamisten, Reformer, Abtrünnige

Die Ägypter wählen einen neuen Präsidenten - zum ersten Mal seit dem Sturz des früheren Machthabers Mubarak. 13 Kandidaten, alle Männer, konkurrieren um das Amt des Staatschefs, doch nur wenigen werden tatsächlich Chancen eingeräumt.

in Kurzporträts.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: