Der Bund der Vertriebenen hat Erika Steinbach mit einem deutlichen Ergebnis als seine Präsidentin im Amt bestätigt. Für die 67-Jährige stimmten in Berlin 159 Delegierte, das sind 94 Prozent aller Stimmen. Vor zwei Jahren hatte sie noch 82 Prozent bekommen. Sie war ohne Gegenkandidaten angetreten.
In einer Rede hatte Steinbach zuvor vor einer Relativierung der Vertreibung vieler Deutscher gewarnt. "Solche Töne sind einfach gespeist aus archaischem Blutrachedenken", sagte sie, ohne jedoch ein Land konkret zu nennen. "Jeder im Lande weiß nun wirklich, wer den Zweiten Weltkrieg begonnen hat. Jeder im Lande kennt die Barbareien des nationalsozialistischen Deutschlands." Die Dramatik der Vertreibung lasse sich auch nicht unter Hinweis auf Ursache und Wirkung relativieren, "wie es in der deutschen Politik und in manchen unserer Nachbarländer gang und gäbe ist".
Steinbach war im September mit einer Äußerung über die polnische Mobilmachung vor dem Zweiten Weltkrieg politisch unter Druck geraten. Sie hatte einen Vertriebenenfunktionär in Schutz genommen, der Polen wegen seiner frühzeitigen Mobilmachung Mitschuld am Ausbruch des Zweiten Weltkriegs gegeben hatte. Außerdem warf sie Polens Deutschland-Beauftragtem Wladyslaw Bartoszewski einen "schlechten Charakter" vor, bedauerte dies später aber. Wegen fehlenden Rückhalts in der Union will sich Steinbach von der CDU-Spitze zurückziehen und im November nicht mehr für den CDU-Vorstand kandidieren.
(dpa)