Anfrage der Grünen:In der Pflege fehlen qualifizierte Ausbilder

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Weniger als ein halbes Prozent der Altenpflegerinnen und -pfleger haben derzeit einen Hochschulabschluss. (Foto: Peter Steffen/dpa)
  • Eine Anfrage der Grünen an die Bundesregierung hat ergeben: Die Reform der Pflegeausbildung in Deutschland kommt nur schleppend voran.
  • Demnach haben derzeit weniger als ein halbes Prozent der Altenpflegerinnen und -pfleger einen Hochschulabschluss.
  • Doch "der Bedarf an hoch qualifizierten Pflegenden (...) steigt", stellt die Grünen-Abgeordnete Schulz-Asche fest und kritisiert die Bundesregierung.

Von Rainer Stadler, München

Die Reform der Pflegeausbildung in Deutschland kommt nur schleppend voran. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen hervor. Demnach haben derzeit weniger als ein halbes Prozent der Altenpflegerinnen und -pfleger einen Hochschulabschluss. Ein großer Teil von ihnen arbeite nicht unmittelbar mit Pflegebedürftigen, sondern habe Verwaltungs- und Leitungsfunktionen inne. Wie viele Pflegepädagogen es in Deutschland gibt, die Auszubildende und Studenten künftig unterrichten könnten, konnte die Regierung dagegen nicht beantworten. Nicht bekannt ist auch, wie viele Akademiker derzeit an den Pflegeschulen lehren, und wie viele Studienplätze es gibt, die für eine Arbeit in der Pflegepädagogik qualifizieren.

"Der Bedarf an hoch qualifizierten Pflegenden für die Integration wissenschaftlicher Erkenntnisse in den Pflegealltag und in die Ausbildung von Pflegefachkräften steigt", stellt die Grünen-Abgeordnete Kordula Schulz-Asche fest und kritisiert: "Obwohl ab 2020 große Veränderungen für die Pflegeausbildung und das Pflegestudium anstehen, tappt die Bundesregierung weitgehend im Dunkeln."

Praktische Ausbildung soll in Pflegestudium zentrale Rolle spielen

Schulz-Asche verweist auf internationale Studien, die einen Zusammenhang zwischen Qualifikation und Pflegequalität belegten, sowie die Empfehlung des Wissenschaftsrats, der eine Akademisierungsquote von zehn bis 20 Prozent in der Pflege fordert. Im Pflegestudium, das mehrere Universitäten künftig anbieten, soll die praktische Ausbildung eine zentrale Rolle spielen. In der Ende 2018 erlassenen Ausbildungs- und Prüfungsverordnung für Pflegeberufe heißt es, die Praxisanleitung solle "durch geeignetes, in der Regel hochschulisch qualifiziertes Pflegepersonal" erfolgen. "Hier beißt sich die Katze in den Schwanz", moniert Schulz-Asche. Wenn bisher kaum akademisch ausgebildete Fachkräfte in der Pflege arbeiteten, "wer leitet die Studierenden dann an?"

. Die Bundesregierung sieht die Länder in der Pflicht. Diese könnten auch entscheiden, ob sie eine hochschulische Pflegeausbildung anbieten, heißt es in der Antwort auf die Anfrage der Grünen. Der Bund habe aber zahlreiche Maßnahmen eingeleitet, um den Erfolg der Reform der Pflegeberufe zu gewährleisten.

© SZ vom 30.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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