Pegida-Jahrestag:Pegida mit Zulauf - Tausende Gegendemonstranten

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Tausende sind zum Jahrestag des Pegida-Bündnisses in der Dresdner Innenstadt zusammengekommen. (Foto: AFP)
  • Anlässlich des Jahrestages der ersten Pegida-Kundgebung formiert sich in Dresden der Widerstand. Der Polizei zufolge soll ein Pegida-Anhänger verletzt worden sein.
  • 15 000 bis 19 000 haben sich versammelt, um gegen das islamfeindliche Bündnis zu demonstrieren. Sie stehen 15 000 bis 20 000 Pegida-Anhängern gegenüber.
  • Der Leipziger Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) ist kurz vor der Pegida-Demo in einer Hass-Schmierei von Unbekannten bedroht worden.

Mit Sternläufen gegen Fremdenhass

Vor einem Jahr versammelten sich erstmals in Dresden Anhänger des Bündnisses "Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes", um gegen Ausländer und gegen den Islam zu demonstrieren. Kurz vor Beginn einer Kundgebung anlässlich des Jahrestages formiert sich der Gegenprotest. Tausende Menschen setzten sich allein von der Technischen Universität aus in Richtung Innenstadt in Bewegung, wo die Kundgebung zum einjährigen Bestehen von Pegida stattfinden sollte. Auch am Bahnhof Neustadt versammelten sich Gegendemonstranten. Die Studenteninitiative "Durchgezählt" bezifferte die Teilnehmerzahl von vier verschiedenen Protestveranstaltungen mit über 15 000 bis 19 000 Teilnehmern. Die Anzahl der Pegida-Teilnehmer schätzt die Initiative auf 15 000 bis 20 000.

Die Dresdner Polizei, die Zehntausende Demonstrationsteilnehmer erwartet hatte, ist im Großeinsatz. Sie wird von Kollegen aus mehreren anderen Bundesländern und der Bundespolizei unterstützt. Die sächsische Staatsregierung hatte alle Demonstrationsteilnehmer zu Gewaltlosigkeit aufgerufen.

Trotzdem gab es einen ersten Verletzten. Der Mann sei auf dem Weg zur Pegida-Kundgebung am Theaterplatz angegriffen worden, sagte ein Polizeisprecher. Dass dabei eine Eisenstange benutzt wurde, wie es in einem Bericht der Sächsischen Zeitung hieß, schloss er aus.

Bereits kurz nach dem Start der Demos sei es zu ersten Rangeleien gekommen sein. Dabei wurden auch Böller geworfen, wie ein Polizeisprecher sagte. Als die Polizei versuchte, eine Demonstration von Pegida-Gegnern zurückzudrängen, wurde sie von hinten mit Pyrotechnik angegriffen, wie dpa-Reporter beobachtet haben sollen. Mehrere Böller sollen auf Polizisten geworfen worden sein. Ob es dadurch Verletzte gab, war zunächst unklar.

Semperoper wehrt sich gegen Pegida-Aufmarsch

Unter dem Motto "Herz statt Hetze" hat ein breites Bündnis dazu aufgerufen, sich dem Fremdenhass entgegenzustellen. Drei weitere Sternläufe sollten zeitlich gestaffelt in Richtung Theaterplatz vor der Semperoper führen. So wollen die Menschen in Sicht- und Hörweite der Pegida-Anhänger protestieren, die dort den Jahrestag ihrer ersten Kundgebung begehen. Über hundert Pegida-Anhänger sollen sich bereits am Abend auf dem Theaterplatz versammelt haben.

Sie wurden von der Semperoper mit einer deutlichen Botschaft gegen Intoleranz empfangen. "Wir sind kein Bühnenbild für Fremdenhass", hieß es auf einer elektronischen Leinwand, die an der Semperoper angebracht war. Im Wechsel leuchtete der Satz auf: "Wir sind keine Kulisse für Intoleranz".

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Grünen-Chefin Simone Peter hat in Dresden zu "klarer Kante" gegen ausländerfeindliche Hetze aufgerufen. "Wir demonstrieren heute für eine weltoffene und tolerante Gesellschaft", sagte Peter am Rande eines der Demonstrationszüge gegen Pegida. "Die Hassparolen von Pegida sind der Nährboden für rechte Gewalt, von brennenden Flüchtlingsunterkünften bis Mordanschlägen wie dem auf Henriette Reker", sagte Peter mit Blick auf das Attentat auf die Kölner OB-Kandidatin. Es müsse Schluss sein mit der Verharmlosung des Bündnisses.

Fahimi sieht Pegida mit großer Sorge

Auch die SPD sieht die fremdenfeindliche Bewegung mit großer Sorge. "Pegida ist das hässliche Gesicht Deutschlands", sagte SPD-Generalsekretärin Yasmin Fahimi. "Ein Jahr Pegida ist für mich ein Jahr zu viel." Die Organisatoren der Bewegung seien Demokratiefeinde und geistige Brandstifter. In der Atmosphäre, die die Gruppe schaffe, fühle sich mancher zu Übergriffen auf Flüchtlingsunterkünfte ermutigt. Das alles sei nicht hinnehmbar.

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Der Leipziger Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) ist kurz vor der Pegida-Demo in einer Hass-Schmierei von Unbekannten bedroht worden. Auf einem Container in der Innenstadt stand neben einem Galgen "Jung wir kriegen Dich", wie eine Sprecherin der Polizei sagte. Auf den Container war zudem noch "No Asyl" geschrieben worden. Die Polizei gehe von einem fremdenfeindlichen Hintergrund aus. Die Schmierereien waren den Angaben zufolge am Montagmorgen entdeckt worden. Von dem mutmaßlichen Täter oder den Tätern fehlt bislang jede Spur. Vor einer Woche war auf der Kundgebung der Pegida-Bewegung in Dresden ein Galgen zu sehen, der daran hängenden Plakaten zufolge für Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Vizekanzler Sigmar Gabriel (SPD) "reserviert" sein sollte.

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