Partei und Kirche:Das hohle C der CSU

Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer beim CSU-Parteitag. (Foto: dpa)

Die CSU hat sich in der Flüchtlingspolitik nicht nur von der CDU getrennt, sondern auch von den Kirchen. Das ist für die Partei gefährlicher, als es Seehofer wahrhaben will.

Kommentar von Heribert Prantl

Vor vierzig Jahren dauerte die Trennung einen knappen Monat. Der CSU-Beschluss von Kreuth, die Fraktionsgemeinschaft im Bundestag aufzulösen, datiert vom 19. November 1976; schon am 12. Dezember wurde er widerrufen. Das war zu Zeiten von Strauß und Kohl. Heute, zu Zeiten von Seehofer und Merkel, dauert die faktische Trennung schon eineinhalb Jahre. Diese Trennung wurde auf dem CSU-Parteitag nicht beendet.

In der Flüchtlingspolitik haben sich CDU und CSU getrennt; Seehofer hat Merkel und ihre Politik verketzert. Die CSU hat sich in dieser Auseinandersetzung über die Flüchtlinge der AfD anverwandelt. In seiner Parteitagsrede hat sich Seehofer zwar gegen giftige Politik verwahrt. Das aber war, um es in der Sprache von Franz Josef Strauß zu sagen, eine protestatio facto contraria; die Fakten sprechen eine andere Sprache.

Die CSU hat sich in der Flüchtlingspolitik nicht nur von der CDU getrennt, sondern auch von den Kirchen. Das ist für die Partei gefährlicher, als es Seehofer wahrhaben will; das verändert die DNA der CSU. Sie definiert sich neuerdings nur noch als konservativ-bürgerliche Partei. Das ist für die große Volkspartei zu eng. Christlich Soziale Union: Das hohe C ist ein hohles C geworden.

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Von Robert Roßmann und Wolfgang Wittl

Es mag ja sein, dass die Parteiführungen von CDU und CSU sich hinter den Kulissen wieder weitgehend einig sind. Aber die giftige Rhetorik der vergangenen eineinhalb Jahre wirkt fort.

© SZ vom 05.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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