Weinböhla:AfD-Chef Chrupalla warnt vor Verrohung: Parteitag in Sachsen

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Parteichef Tino Chrupalla (AfD) bei einem Gespräch mit Journalisten. (Foto: Kay Nietfeld/dpa/Archivbild)

Die AfD fühlt sich in der Debatte um Hass, Hetze und Gewalt in Deutschland zu Unrecht mitverantwortlich gemacht. Auf einem Parteitag der sächsischen AfD in...

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Weinböhla (dpa/sn) - Die AfD fühlt sich in der Debatte um Hass, Hetze und Gewalt in Deutschland zu Unrecht mitverantwortlich gemacht. Auf einem Parteitag der sächsischen AfD in Weinböhla schlugen am Samstag sowohl Parteichef Tino Chrupalla als auch Ehrenvorsitzender Alexander Gauland am Ende aber auch mäßigende Töne an. Chrupalla warnte vor einer weiteren Verschärfung der politischen Auseinandersetzung in Deutschland. „Wenn das so weitergeht, dann haben wir hier in den nächsten Jahren einen Bürgerkrieg. Und niemand, niemand, der von sich behauptet, ein Patriot zu sein, kann diese Entwicklung gutheißen.“

Nach der Bluttat von Hanau sei die AfD zu „Handlangern rassistischer Morde“ abgestempelt worden, beklagte Chrupalla. Die AfD werde nicht nur politisch ausgegrenzt, sondern auch gesellschaftlich geächtet und isoliert. In Sachsen sei „die Welt vielleicht noch halbwegs in Ordnung“: „Im Westen jedoch ist das Bekenntnis zur AfD längst zur existenziellen Frage geworden.“ Man erlebe eine alarmierende Verrohung der politischen Auseinandersetzung. Eine Demokratie lebe vom Diskurs. Sie könne aber nur gelingen, wenn die Auseinandersetzung vom Respekt für den anderen und die Achtung seiner Meinung geprägt ist.

Zugleich hinterfragte Chrupalla das Tun und Handeln seiner eigenen Partei und warb erneut für eine Selbstreflexion und ein verbales Abrüsten. Man werde die Situation nicht retten, indem man sich auf die Methoden der Scharfmacher einlasse: „Wenn wir das tun, dann tragen wir zur weiteren Eskalation bei. Dann tragen auch wir am Ende Mitverantwortung, wenn unsere Demokratie Schaden nimmt.“

Es gebe auch Entgleisungen in den eigenen Reihen, betonte Chrupalla und verwies auf ein „Malbuch“ der AfD in Nordrhein-Westfalen. In internationalen Medien sei das in einen direkten Zusammenhang mit Hanau gestellt worden. Die Hefte mit dem Namen „Nordrhein-Westfalen zum Ausmalen“ sollen kürzlich bei einer Veranstaltung der AfD- Landtagsfraktion in Krefeld verteilt worden sein. In den Malbüchern werden unter anderem bewaffnete Menschen unter türkischer Flagge gezeigt - offenbar bei einem Autokorso.

Zuvor hatte AfD-Ehrenvorsitzender Alexander Gauland eine Mitverantwortung seiner Partei für Gewalttaten wie die Morde in Hanau zurückgewiesen. Nach Hanau und der Ministerpräsidentenwahl in Thüringen sei die AfD „maßlosen und perfiden Angriffen“ ausgesetzt gewesen. Erst zum Schluss seiner Rede lenkte er ein: „Auch wir haben Fehler gemacht. Ich bin gern bereit, auf bestimmte Begriffe zu verzichten, (...) wenn die anderen überhaupt mit uns kommunizieren wollten und aufhören würden, uns Nazis und Faschisten zu nennen.“

Die sächsische AfD will am Wochenende eine neue Führungsriege wählen. Die Wiederwahl von Parteichef Jörg Urban gilt als sicher.

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