Hamburg:Maryam Blumenthal neue Hamburger Grünen-Chefin

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Maryam Blumenthal. (Foto: Ulrich Perrey/dpa/Archivbild)

Maryam Blumenthal wird die Hamburger Grünen als neue Landesvorsitzende in den Bundestagswahlkampf führen. Die stellvertretende Vorsitzende der...

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Hamburg (dpa/lno) - Maryam Blumenthal wird die Hamburger Grünen als neue Landesvorsitzende in den Bundestagswahlkampf führen. Die stellvertretende Vorsitzende der Bürgerschaftsfraktion wurde am Sonntag bei einem online aus dem Bürgerhaus Wilhelmsburg übertragenen Parteitag zur Nachfolgerin von Anna Gallina bestimmt. Die 36-Jährige setzte sich in einer Kampfabstimmung mit 59,6 Prozent Zustimmung gegen die Bürgerschaftsabgeordnete Sina Demirhan durch, die auf 39 Prozent kam. Bei 540 abgegebenen Stimmen gab es zwei Nein-Stimmen und fünf Enthaltungen.

Zum neuen stellvertretenden Vorsitzenden wurde der 24 Jahre alte Leon Alam, Sprecher der Grünen Jugend Hamburg, aus Eimsbüttel gewählt. Mit seinem Migrationshintergrund wolle er auch „ein Stück weit Vorbild sein“ und sich für Vielfalt und gleiche Teilhabe aller Parteimitglieder einsetzen. „Denn nur so können wir wirklich erfolgreiche grüne Politik machen.“ Bei der Abstimmung setze er sich mit 295 zu 246 Stimmen gegen René Gögge vom Kreisverband Nord durch. Neue Schatzmeisterin wurde Lisa Kern aus Eimsbüttel. Alle Voten müssen noch per Briefwahl bestätigt werden.

Die im Iran geborene Blumenthal ist Lehrerin, Mutter dreier Kinder und in der Fraktion Sprecherin für Sport und berufliche Bildung. Als Jugendliche sei sie nach Hamburg gekommen, habe in Steilshoop im Hochhaus gewohnt und auch Hartz IV bezogen, sagte sie. „Ich weiß, was in den Bezirken los ist. Ich weiß, was wir dort leisten.“

In ihrer Bewerbungsrede forderte sie ihre Partei auf, aus der „grünen Blase“ herauszukommen und „auch die Themen der äußeren Stadt“ zu grünen Themen zu machen. „Wir sind für viele verschiedene Milieus überhaupt nicht der Ansprechpartner (...) das muss sich ändern.“ Als neue Vorsitzende wolle sie in der Partei „alte Hasen und frischen Wind so zusammenbringen, dass sich niemand überrollt fühlt“.

Die erfolgreiche grüne Politik ermögliche den Anspruch Annalena Baerbocks auf das Kanzleramt und „dass wir in vier Jahren erneut realistisch um das Bürgermeisterinnenamt“ in Hamburg kämpfen, sagte sie. „Wir sind die Partei die Klimaschutz im Wahlkampf nicht nur als Worthülse instrumentalisiert.“ Die Stärken der Grünen machten den anderen Parteien Angst. „Sie greifen uns an und sie werden uns in den nächsten Monaten noch stärker angreifen.“

Gallina war nach ihrem Wechsel als Justizsenatorin in den rot-grünen Senat im vergangenen Jahr ebenso wie der bisherige stellvertretende Vorsitzende Martin Bill, inzwischen Staatsrat in der Verkehrsbehörde, nicht mehr angetreten. Nach sechs Jahren im Amt verabschiedete sich die 37-Jährige von der Landesmitgliederversammlung als Vorsitzende und gab ihrer Nachfolgerin mit auf den Weg, „den Laden“ zusammenzuhalten. Sie verwies auf das starke Mitgliederwachstum der Partei in den vergangenen Jahren. „Als ich angefangen habe, waren wir so bummelig 1500 ungefähr. Jetzt sind wir mehr als 4000.“

Die Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank sprach vom Ende einer „kleinen Ära“. „Wir waren in den letzten Jahren so erfolgreich wie nie“, sagte sie mit Hinweis auf die Europa- und Bezirkswahlen 2019 und die Bürgerschaftswahl ein Jahr später. „Du hast mit deiner Arbeit einen großen Beitrag dazu geleistet und auch die Grundlagen dafür geschaffen“, sagte sie zu Gallina.

Am Samstag hatten die Grünen bereits eine zwölfköpfige Landesliste für die Bundestagswahl am 26. September aufgestellt - mit der Wirtschaftsexpertin Katharina Beck als Spitzenkandidatin. Der ehemalige Justizsenator Till Steffen setzte sich auf Anhieb gegen fünf Mitbewerber auf Listenplatz zwei durch. Platz drei ging an Emilia Fester von der Grünen Jugend, Platz vier an den Bundestagsabgeordnete Manuel Sarrazin.

Für die Wahl gab Gallina das Ziel im Bund und in Hamburg vor: „Wir wollen die Bundestagswahl vor allen anderen gewinnen.“ Die Zahl der Hamburger Grünen-Abgeordneten im Bundestag solle „mindestens verdoppelt“ werden. Derzeit stellen die Hamburger Grünen zwei Abgeordnete in Berlin: Neben Sarrazin die frühere Landesvorsitzende und ehemalige Stadtentwicklungssenatorin Anja Hajduk, die nach 24 Jahren Parteiarbeit nicht erneut für den Bundestag kandidieren wollte.

© dpa-infocom, dpa:210529-99-788379/4

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