Panama Papers:Razzia bei Uefa 

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Die Schweizer Bundespolizei durchsucht die Verbandszentrale, Fifa-Ethikkommissar tritt zurück. In Island wächst der Ärger der Bürger.

Von S. Bigalke, C. Boss, C. Giesen und U. Schäfer, Reykjavik/Peking/Zürich

Um die Enthüllungen zu den Panama Papers gibt es weltweit immer mehr Aufregung: In der Schweiz durchsuchten Ermittler die Zentrale des europäischen Fußballverbandes Uefa, nachdem die Süddeutsche Zeitung über dubiose Geschäfte des ehemaligen Uefa-Manns und heutigen Fifa-Chefs Gianni Infantino berichtet hatte. In China sperrten die Behörden im Internet Berichte zu den Panama Papers, nachdem Verwandte hoher Parteikader in den Dokumenten aufgetaucht waren. Island steckt in einer schweren Regierungskrise, nachdem Ministerpräsident Sigmundur Davíð Gunnlaugsson wegen einer Briefkastenfirma zunächst zurückgetreten war - und dann diesen Rücktritt wieder zurücknahm.

Die Uefa bestätigte am Mittwoch, dass die Schweizer Bundespolizei eine Razzia durchgeführt hatte. Die Beamten forderten Einsicht in Fernsehverträge zwischen dem Verband und der Briefkastenfirma Cross Trading, die Infantino als Chef der Uefa-Rechtsabteilung abgezeichnet hatte. Die Schweizer Bundesanwaltschaft erklärte, sie ermittele wegen des "Verdachts der ungetreuen Geschäftsbesorgung und eventuell der Veruntreuung" gegen unbekannt. Die Medienberichte hätten ihre Erkenntnisse "entscheidend zu ergänzen" vermocht. Kurz zuvor hatte der Fifa-Ethikrichter Julian Pedro Damiani seinen Rücktritt erklärt.

(Foto: sz)

Er hatte als Anwalt die Briefkastenfirma Cross Trading betreut. Die Panama Papers betreffen auch Chinas Machtelite. Die Verwandten von mindestens acht ehemaligen oder aktiven Mitgliedern des Ständigen Ausschusses des Politbüros, des mächtigsten Gremiums Chinas, lassen sich in den Daten finden. Selbst die Familie von Staats- und Parteichef Xi Jinping, der vorgibt, vehement gegen Vetternwirtschaft vorzugehen, ist betroffen. Laut Unterlagen unterhielt sein Schwager, Deng Jiagui, zeitweise mindestens drei Offshore-Firmen. Prominent ist auch der Fall Li Xiaolin. Die Tochter des ehemaligen Premierministers Li Peng ist gemeinsam mit ihrem Ehemann Eigentümerin eines 1994 auf den Britischen Jungferninseln registrierten Unternehmens. Zum Zeitpunkt der Firmengründung war ihr Vater noch Ministerpräsident.

Ebenfalls in den Daten finden sich Offshore-Firmen, an denen nordkoreanische Beamte beteiligt gewesen sind. Mindestens eine der Firmen könnte mutmaßlich genutzt worden sein, um Geld aus Waffenverkäufen in das Land zu schleusen. Nordkorea hätte damit mithilfe von Briefkastenfirmen aus der Kanzlei Mossack Fonseca ebenso gegen internationale Sanktionen verstoßen wie Syrien und Iran.

In Island erklärte Ministerpräsident Gunnlaugsson am Mittwoch, er sei doch nicht zurückgetreten, sondern lasse sich nur vorübergehend vertreten. Am Abend trafen sich jedoch die Parteien, um über eine neue Regierung zu verhandeln. Parallel dazu fanden in der Hauptstadt Reykjavik erneut Proteste statt.

© SZ vom 07.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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