Pakistan:Selbstmordanschlag in Moschee: Verdächtiger trug Polizeiuniform

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Bei dem Selbstmordanschlag auf die Moschee in Peschawar kamen mindestens 100 Menschen ums Leben. (Foto: Hussain Ali/Imago/Pacific Press Agency)

Ermittler sprechen von einer "Sicherheitspanne": Der Attentäter kam mit einem Motorrad auf das Gelände gefahren und wurde nicht kontrolliert. Mehr als 100 Menschen kamen ums Leben.

Nach dem verheerenden Selbstmordanschlag in einer Moschee in Pakistan hat die Polizei Details zu dem mutmaßlichen Angreifer veröffentlicht. Dieser sei in Polizeiuniform in das Gebäude eingedrungen, sagte der Polizeichef der Provinz Khyber Pakhtunkhwa, Moazzam Jah Ansari, im Staatsfernsehen. Man wisse zudem, dass der Angreifer auf einem Motorrad auf dem Gelände gewesen sei und eine Maske sowie einen Helm getragen habe. Die anwesenden Sicherheitskräfte hätten den Mann nicht kontrolliert, weil sie diesen aufgrund seiner Polizeiuniform für einen Kollegen gehalten hätten, sagte Ansari weiter.

Am Montag hatte ein Attentäter in der nordwestlichen Stadt Peschawar inmitten von Gläubigen eine Sprengstoffweste gezündet. Mehr als 100 Menschen kamen nach offiziellen Angaben dabei ums Leben, 225 weitere wurden verletzt. Die betroffene Moschee gehört zu einer Einrichtung der Polizei, die sich in einer Hochsicherheitszone mit anderen Regierungsgebäuden befindet. Unter den Opfern waren viele Polizisten.

Polizei geht von einem Netzwerk aus

Ansari sprach von einer "Sicherheitspanne". Der Angreifer habe rund zwölf Kilogramm explosives Material bei sich getragen. Ein Teil des Daches der Moschee stürzte durch die Wucht der Detonation ein. Der Attentäter sei durch Videomaterial identifiziert worden. Die Polizei geht nach bisherigem Ermittlungsstand von einem "Netzwerk" hinter der Tat aus. Welche Gruppe dahinterstecken könnte, ist jedoch noch nicht bekannt.

Ein Kommandeur der pakistanischen Taliban hatte den Anschlag für sich reklamiert. Ein Sprecher der Dachorganisation der pakistanischen Taliban (TTP) distanzierte sich im Namen der Terrorgruppe wenige Stunden später von dem Angriff. Ende vergangenen Jahres hatte die TTP eine Waffenruhe mit der Regierung in Islamabad aufgekündigt und seitdem mehrere Anschläge für sich reklamiert. Die pakistanischen Taliban sind unabhängig von der islamistischen Taliban-Regierung im benachbarten Afghanistan. In der Stadt Peschawar ist es in der Vergangenheit immer wieder zu Anschlägen gekommen, etwa im Jahr 2014, als eine Splittergruppe der pakistanischen Taliban eine von der Armee betriebene Schule angegriffen und dabei 154 Menschen getötet hatte - die meisten davon Schulkinder.

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