Pakistan:Ex-Premier Khan zu zehn Jahren Haft verurteilt

Lesezeit: 1 min

Der ehemalige pakistanische Premierminister Imran Khan während eines Interviews in seinem Haus (Archivbild). (Foto: ARIF ALI/AFP)

Die Justiz wirft dem ehemaligen Cricket-Star vor, vertrauliche diplomatische Informationen weitergegeben zu haben. Vor den Parlamentswahlen ist seine Partei massiv geschwächt.

Kurz vor den Parlamentswahlen in Pakistan in etwas mehr als einer Woche hat ein Gericht den ehemaligen Premierminister Imran Khan zu zehn Jahren Haft verurteilt. Das bestätigte ein Sprecher seiner Partei Tehreek-e-Insaf (PTI) der Deutschen Presse-Agentur.

Khan war 2022 per Misstrauensvotum als Premierminister abgesetzt worden, nachdem er das mächtige Militär provoziert und behauptet hatte, Ziel der Generäle sei es gewesen, "mich ins Gefängnis zu bringen und meine Partei zu zerschlagen". Nach dem jüngsten Richterspruch dürfte er nun noch eine ganze Weile hinter Gittern bleiben.

Khan war Anfang August bereits wegen eines anderen Falls inhaftiert und verurteilt worden. Anschließend ordnete eine höhere Instanz seine Freilassung an, er musste jedoch wegen des aktuellen Falls im Gefängnis bleiben. In diesem wirft die Justiz dem 71-Jährigen vor, vertrauliche diplomatische Informationen weitergegeben zu haben. Auch Khans Parteikollege und ehemaliger Außenminister Shah Mahmood Qureshi muss deshalb eine zehnjährige Haftstrafe verbüßen. Die PTI will beim Obersten Gericht Berufung einlegen.

Vor der Wahl Anfang Februar ist die Opposition durch die Inhaftierung und das Urteil gegen den noch immer beliebten früheren Cricket-Star Khan massiv geschwächt. Aktivisten warnen seit Wochen vor unfreien Wahlen.

Nawaz Sharif könnte in Pakistan bald wieder an die Macht kommen. (Foto: ARIF ALI/AFP)

Khans Konkurrenten Nawaz Sharif hingegen stehen keine Hürden mehr im Weg, um bei der Wahl am 8. Februar anzutreten. Der 74-Jährige war schon dreimal Premierminister und stammt aus einer der mächtigsten Familien des Landes. Er wurde in den vergangenen Monaten von Korruptionsvorwürfen freigesprochen und ein gegen ihn ausgesprochenes Politikverbot gilt nach einem Gerichtsurteil aus dem Januar nicht mehr lebenslang, sondern nur fünf Jahre. Diese sind bereits verbüßt, weshalb ihm angesichts der Schwäche seiner Gegner gute Chancen ausgerechnet werden.

Seit der pakistanischen Staatsgründung 1947 kommt es immer wieder zu Unruhen und Instabilität in dem südasiatischen Land mit mehr als 240 Millionen Einwohnern. Mehr als die Hälfte dieser Zeit regierte das Militär. Und auch unter den zivilen Regierungen galt das mächtige Militär als die Kraft, die über Erfolg oder Scheitern der politischen Führung entscheiden konnte. Immer wieder werden Premierminister vorzeitig abgesetzt - so wie auch schon Khan und Sharif.

© SZ/dpa/saul - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusPakistan
:"Ich weigere mich, das Land zu verlassen"

Im vergangenen Jahr verlor Pakistans Premierminister Imran Khan ein Misstrauensvotum, seine Regierung kollabierte. Nun greift der frühere Cricket-Star die Armeeführung seines Landes an. Er sieht sich als Opfer eines Komplotts und will bei den nächsten Wahlen wieder antreten.

Interview von Tobias Matern

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: