Opferfest "Eid al-Adha":Beten nur nach Anmeldung

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Bloß nicht aus der Reihe tanzen: In Mekka müssen die Pilger dieses Jahr auf farbig markierten Linien die Kaaba umkreisen. (Foto: STR/AP)

Das muslimische Opferfest ist während der Corona-Pandemie von Abstandsregeln geprägt. In vielen Ländern der islamischen Welt fallen die Rituale sogar ganz aus.

Von Dunja Ramadan, München

Es ist das höchste Fest für 1,8 Milliarden Muslime weltweit: Das viertägige Opferfest, auf Arabisch Eid al-Adha, beginnt an diesem Freitag. Damit erinnern Muslime an die göttliche Probe, die der Prophet Abraham - im Koran Ibrahim - bestanden hat. So zeigte er sich nach der Überlieferung bereit, seinen eigenen Sohn zu opfern, um Gott seinen Glauben und sein Vertrauen in ihn zu beweisen. Im letzten Augenblick verhinderte Gott das Opfer, und Ibrahim opferte stattdessen einen Widder.

Das Fest gilt als Höhepunkt der jährlichen Pilgerfahrt nach Saudi-Arabien, der Hadsch, die in diesem Jahr mitten in die Corona-Pandemie fällt. Es sind ungewöhnliche Bilder von der Mini-Hadsch aus Mekka: Die nur 1000 Pilger umkreisen mit Maske und 1,50 Meter Abstand zueinander die Kaaba. Sie gehen auf farbig markierten Linien, mit passend abgestimmten Sonnenschirmen, Hunderte Wächter sorgen dafür, dass niemand aus der Reihe tanzt.

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Auch für die rund 4,7 Millionen Muslime in Deutschland gelten an diesem Freitag Einschränkungen. Normalerweise beginnen viele den Tag mit einem frühen Festgebet in der Moschee. Doch in diesem Jahr werden Gebete vielerorts nur mit einer begrenzten Platzzahl angeboten, für die man sich zuvor online anmelden oder im Nachhinein mit seinen persönlichen Daten registrieren muss. Kindern unter zwölf Jahren wird der Eintritt in die Moschee meist untersagt, außerdem muss jeder seinen eigenen Gebetsteppich sowie eine Maske mitbringen.

Auch in der Moschee im oberbayerischen Penzberg gelten diese Regeln. Eigentlich, so erzählt Imam Benjamin Idriz am Telefon, beten in der Moschee an Festtagen um die 1000 Menschen - wie in diesem Jahr in Mekka. Doch diesmal sind nur Plätze für 150 Betende vorgesehen. Die Abstände sind mit Klebeband markiert, Waschräume und Toiletten geschlossen. Auch in der Predigt selbst wird Idriz auf die Pandemie eingehen. "Der Verzicht auf religiöse Praktiken für das Wohl aller ist auch ein Gottesdienst", sagt Idriz.

Dennoch genießen deutsche Muslime damit mehr Freiheiten als in weiten Teilen der islamischen Welt. Viele Staaten haben das Festgebet abgesagt, darunter Marokko, das derzeit mit Rekordzahlen an Corona-Neuinfektionen kämpft. Die Regierung in Rabat ließ vergangenen Sonntag Großstädte wie Casablanca, Fes, Tanger und Meknès abriegeln. Auch in Algerien, Syrien, Oman, Ägypten, Irak und den Vereinigten Arabischen Emiraten wird das Gebet ausfallen. In Jordanien, Kuwait, Saudi-Arabien und Katar hingegen sind Moscheen für die Gläubigen geöffnet, allerdings unter strengen Hygienevorschriften.

In den meisten islamisch geprägten Ländern bleiben die traditionellen Eid-Märkte, auf denen neben Vieh auch Süßgebäck, festliche Kleidung und Dekoartikel verkauft werden, geschlossen. Damit könnte vielerorts das rituelle Schächten wegfallen; das Fleisch wird meist zu einem Drittel an Bedürftige gespendet. In Pakistan haben die Behörden in den vergangenen Tagen 500 illegale Viehmärkte geschlossen, wie Asad Umar, der Leiter der Coronavirus-Taskforce, in einem Tweet schreibt. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt in ihren Richtlinien für ein "sicheres Eid al-Adha", jeder Haushalt sollte ein einzelnes Haushaltsmitglied ernennen, welches das Fleisch verteilt - oder, besser noch, man solle eine Agentur damit betrauen.

Ausgerechnet im abgeriegelten und übervölkerten Gazastreifen scheinen die Vorbereitungen auf das Fest wie in jedem anderen Jahr zu laufen: Bilder zeigen, wie die Palästinenser auf Märkte gehen, um Schafe, Ziegen und Kühe zu kaufen. Auch der Strand ist gut besucht. Während in Israel die Zahl der Neuinfektionen steigt, blieb der weitgehend isolierte Küstenstreifen mit seinen knapp zwei Millionen Einwohnern bislang von dem Virus verschont. Allerdings, so berichten Journalisten vor Ort, können sich angesichts der schlechten Wirtschaftslage immer weniger Menschen dort einen Großeinkauf zum Fest überhaupt leisten.

© SZ vom 31.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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