Österreich:Der Hofer und der Herrgott

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Norbert Hofer, Kandidat der FPÖ in der österreichischen Bundespräsidentenwahl. (Foto: dpa)
  • Der österreichische Präsidentschaftskandidat Norbert Hofer (FPÖ) überschreibt seine Wahlplakate mit dem Zusatz "So wahr mir Gott helfe".
  • Bischöfe der evangelischen Kirche kritisieren, dass hier versucht werde, Gott für politische Zwecke zu instrumentalisieren.
  • Aus wahltaktischer Sicht sind die Plakate eine gelungene Provokation, die Hofer doppelt hilft.

Von Cathrin Kahlweit, Wien

Wähler sind schnell genervt von Wahlplakaten, mit denen die Landschaft zugepflastert wird und die manchmal stumpfe bis dumpfe Botschaften enthalten. Wahlkampfmanager aber schwören darauf: Plakate zeigen an, dass der Wahlkampf losgegangen ist.

Sie haben eine Signalwirkung und eine hohe Reichweite, sie erregen im besten Fall Aufmerksamkeit und sind dazu gedacht, Emotionen auszulösen. Experten sagen, man könne nicht ausrechnen, wie sich Plakate in Wählerstimmen übersetzen - aber zur Mobilisierung seien sie durchaus nützlich.

All das zusammengenommen, hat die FPÖ in Österreich in den vergangenen Tage vieles richtig gemacht. Norbert Hofer, ihr Kandidat für das Bundespräsidentenamt, war in der Stichwahl knapp gegen den Ex-Grünen-Chef Alexander Van der Bellen unterlegen und will, nach einer erfolgreichen Wahlanfechtung, am 4. Dezember nun endgültig siegen.

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Drei Tage vor der Konkurrenz hatte er am Freitag seine Plakate für die vorläufig letzte Runde präsentiert. Die Slogans sind mäßig originell, "In Eurem Sinne entscheiden" steht darauf und "Für Österreich mit Herz und Seele", aber darüber prangen, in kleineren Lettern und in Anführungszeichen, die Worte "So wahr mir Gott helfe".

Die Erregung über den Zusatz ist groß, Bischöfe der evangelischen Kirche, der Hofer übrigens angehört, kritisieren, dass hier versucht werde, Gott für politische Zwecke zu instrumentalisieren. Sie verweisen auf das zweite Gebot. Es besagt bekanntlich, dass man den Namen des Herrn nicht missbrauchen solle.

Auch ein Sprecher der Erzdiözese Wien, mithin der katholischen Kirche, bringt in einem Pressekommentar das zweite Gebot missbilligend ins Spiel. Die FPÖ gibt sich arglos. Schließlich sage man ja auch "Grüß Gott".

Auf Plakaten wird Hofer schon als "Bundespräsident" ausgewiesen

Aus wahltaktischer Sicht sind die Hofer-Plakate ein Erfolg: Die FPÖ hat sehr laut die nächste Runde eingeläutet. Der Gottesbezug hat eine hohe Signalwirkung vor allem im Lager der ÖVP-Wähler, das sich nun zwischen Blau und Grün entscheiden muss. Und die öffentliche Erregung sei, wie der Politikwissenschaftler Peter Filzmaier analysiert, die beste Gratiswerbung für Hofer.

Der provoziert gleich doppelt: Auf den Plakaten wird Hofer schon als "Bundespräsident" ausgewiesen - ein Trick, den der Kandidat schon vor der Stichwahl anwendete. Da passt es, wenn jetzt gleich schon mal die Formel für die Vereidigung hinzugefügt wird - ein selbstverliehener Amtsbonus, sozusagen. Im Frühjahr hatte ein Bürger Hofer deshalb wegen Amtsanmaßung angezeigt - erfolglos.

Alexander Van der Bellen hatte es da am Montag weit schwerer, für seine neuen Plakate genauso viel Aufmerksamkeit zu erlangen. Dass er dem Land dienen will - und "keiner Partei" oder "Nein zum Öxit" sagt, soll eine Botschaft von Verlässlichkeit und Überparteilichkeit aussenden.

Für einen Bundespräsidenten sicher richtig, aber als Mobilisationsmoment vermutlich etwas zahm. Harscher war da der Industrielle und Van-der-Bellen-Unterstützer Hans-Peter Haselsteiner vorgegangen. Er hatte die Kampagne "Kommt Hofer. Kommt Öxit" in Auftrag gegeben, die ob ihrer drastischen Optik umstritten war. In einem solchen Fall reiche eben die "feine Klinge nicht gegen den Morgenstern", sagt Haselsteiner.

© SZ vom 25.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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