NSU-Prozess:Virtuelle Ortsbegehung mit Beate Zschäpe

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Elf bereitliegende Waffen und 13 Quadratmeter nur für ihre Katzen: Über mehrere Stunden bekommt die Angeklagte Zschäpe im NSU-Prozess Fotos vom früheren Wohnhaus in Zwickau gezeigt, das sie später angezündet haben soll. Mit in Blumenkästen versteckten Minikameras hatte der NSU seine Umgebung observiert.

Von Tanjev Schultz

Im NSU-Prozess bekommt Beate Zschäpe noch einmal in allen Details gezeigt, wo und wie sie früher gewohnt hat. Ein Brandursachenermittler zeigt an diesem Dienstag vor Gericht über viele Stunden hinweg Skizzen und Fotos vom Haus in der Zwickauer Frühlingsstraße, das Zschäpe im November 2011 nach dem Tod ihrer Freunde und Mitbewohner Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt in Brand gesteckt haben soll. Es war eine mit Minikameras und elf bereitliegenden Waffen gut gesicherte Wohnung. Recht geräumig war sie auch. Der Beamte spricht von einem "Katzenzimmer", in dem Kratzbäume gestanden hatten und das mehr als 13 Quadratmeter groß war. Er spricht von einem "Sportraum" mit Laufband und Hantelbank - 20 Quadratmeter, einem Schlafzimmer - 18 Quadratmeter, der Küche - 15 Quadratmeter, und so weiter.

Beate Zschäpe, die seit eineinhalb Jahren in Untersuchungshaft sitzt, betrachtet mit kaum zu deutender Miene die Skizzen und Fotos, die an die Wand des Münchner Gerichtssaals projiziert werden. Nun ist alles zerstört. Das Haus in Zwickau ist mittlerweile abgerissen. Auf den Bildern sieht man Flammen und Feuerwehrleute, an 19 Stellen in der Wohnung haben die Ermittler Benzin nachgewiesen, auch Spürhunde wurden eingesetzt. Die Katzenliebhaberin Zschäpe wirkt interessiert, als Fotos von den Hunden gezeigt werden.

In Zschäpes Wohnung fand die Feuerwehr einen Benzinkanister

Zschäpe ist nicht nur angeklagt wegen Mittäterschaft bei den Morden und Anschlägen des NSU. Die Bundesanwaltschaft wirft ihr auch besonders schwere Brandstiftung in Tateinheit mit versuchtem Mord vor, weil eine Nachbarin in Zwickau - eine alte Dame - in den Flammen hätte umkommen können. In Zschäpes Wohnung fand die Feuerwehr einen Benzinkanister.

Der Brandermittler von der Polizei scheint ein unerschöpfliches Reservoir an Fotos von der Brandstätte zu besitzen. Darunter sind aber auch Detailaufnahmen aus der Wohnung, auf einigen sind zahlreiche Schuhe zu sehen, von den einige vermutlich einmal Beate Zschäpe gehört haben. In allen Details erläutert der Beamte auch, wo und in welchem Zustand die kleinen Überwachungskameras gefunden wurden, mit denen die Bewohner ihre Umgebung kontrollieren konnten. Die Kameras waren in Blumenkästen versteckt und verdeckt durch grüne Kunststoffpflanzen. Die Kabel sind "ordnungsgemäß" unter der Scheuerleiste verlegt worden, wie der sachlich und monoton vortragende Beamte anmerkt.

© SZ vom 26.06.2013/schma/ratz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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