Und einige wurden auch hinter den dreistöckigen Häusern gefunden, in den Hinterhöfen und Gärten. So hoch hatte sie die Wucht der Explosion geschleudert. Allein 702 Nägel sammelten die Fahnder ein, dazu viele Kleinteile. "Schon auf ersten Blick war zu sehen: Hier ist was passiert", sagte Kriminalhauptkommissar Martin Waloßek vom Landeskriminalamt Düsseldorf. Er war als einer der ersten am Tatort. Die Experten haben das Fahrrad und die Bombe rekonstruiert.
Die mutmaßlichen Täter des NSU hatten für ihren Anschlag ein billiges Fahrrad von Aldi besorgt, für 249 Euro. Für sich selbst nutzten sie hochpreisige Räder. Auf dem Gepäckträger hatten sie einen Helmbehälter montiert, darin eine Campinggasfalsche und die 700 Nägel, um die Splitterwirkung zu verstärken. 5,5 Kilogramm Schwarzpulver hatten Platz, erklärte Dirk Spliethoff vor Gericht, Bombenexperte beim LKA. Die Bombe, so Spliethoff, wurde wohl ferngezündet, es wurde eine Sprengvorrichtung in der Fahrradtasche gefunden.
Schon an früheren Verhandlungstagen hatte sich das Gericht die Videoaufnahmen des damals in der Nähe residierenden Musiksenders Viva angesehen, auf denen ein Mann zu sehen ist, der das Fahrrad mit dem Gepäckaufsatz in die Keupstraße schiebt. Er geht vorsichtig und umsichtig vor, touchiert niemand, steuert zielsicher die Straße an, in der vor allem türkische Migranten leben.
Er hat sich das Käppi tief in die Stirn gezogen. Es handelt sich mit großer Sicherheit um Uwe Mundlos. Die Anklage geht davon aus, dass Uwe Böhnhardt in sicherer Entfernung auf Mundlos wartete und die beiden dann die Bombe zündeten. Anschließend seien sie mit ihren eigenen Rädern geflüchtet, heißt es in der Anklage.
Die Beweisaufnahme im Komplex Keupstraße könnte sich bis Ostern ziehen. Danach könnten die 15 Raubüberfälle behandelt werden. Die zehn Morde des NSU hat das Gericht bereits im letzten Jahr abgeschlossen.