Nordkorea hat zum Ende der offiziellen Trauerzeit für den gestorbenen Alleinherrscher Kim Jong Il dessen Sohn und Nachfolger Kim Jong Un zum obersten Führer ausgerufen. "Der geachtete Genosse Kim Jong Un ist der oberste Führer unserer Partei und des Militärs", rief das protokollarische Staatsoberhaupt des kommunistischen Landes, Kim Yong Nam, am Donnerstag vor Zehntausenden von Menschen auf einem Platz im Zentrum Pjöngjangs.

Auch die amtliche Nachrichtenagentur KCNA bezeichnete Kim Jong Un als "obersten Führer der Partei, des Staates und der Armee". Der als militärisch wie politisch unerfahren geltende Sohn äußerte sich nicht selbst zu seinen Zielen.
Wann der noch nicht 30-Jährige auch formal oberster Machthaber des Landes wird, war zunächst unklar. Dazu müsste er nach der Verfassung wie sein Vater Vorsitzender der Nationalen Verteidigungskommission - des höchsten Entscheidungsgremiums - werden.
Kim Jong Un übersah nach Berichten des Staatsfernsehens bei der zentralen Gedenkfeier für seinen Vater in Pjöngjang von einem Balkon aus die Menge. an seiner Seite standen ranghohe Militärs und Parteifunktionäre. Während der Veranstaltung verharrten die Menschen drei Minuten lang in Schweigen. Danach waren den Berichten zufolge im ganzen Land Schiffssirenen und Signalhörner von Zügen zu hören.
Kim Jong Il hatte seinen jüngsten Sohn schrittweise auf die Nachfolge vorbereitet. Der Diktator, der das Land 17 Jahre lang mit eiserner Hand regiert hatte, war nach offizieller Darstellung am 17. Dezember infolge eines Herzinfarkts gestorben. Am Mittwoch hatte Nordkorea mit einer pompös inszenierten öffentlichen Beisetzungsfeier in Pjöngjang Abschied von Kim genommen.