Nordkorea:Was ist los mit Kim?

Nordkorea: Dieses Bild zeigt Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un. Wo er jetzt ist, ist unbekannt.

Dieses Bild zeigt Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un. Wo er jetzt ist, ist unbekannt.

(Foto: AFP)

Tod durch Herzinfarkt, Koma nach OP? Um Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un kursieren derzeit viele Gerüchte. China soll Regierungsvertreter und Mediziner nach Nordkorea entsandt haben.

Von Christoph Giesen, Peking

Der April ist der wichtigste Monat im nordkoreanischen Kalender. Am 15. begeht das Land den höchsten Feiertag, den Tag der Sonne, den Geburtstag von Staatsgründer Kim Il-sung. 108 Jahre alt wäre Großvater Kim in diesem Jahr geworden. Doch Enkel Kim Jong-un fehlte bei den Feierlichkeiten im Mausoleum in Pjöngjang. In Nordkorea grenzt das an Blasphemie. Am 25. April dann der nächste Gedenktag: Vor 88 Jahren wurde die Koreanische Volksarmee gegründet, und wieder war Kim Jong-un abwesend. Wo also steckt der Machthaber?

Wie so oft, wenn es um das hermetisch abgeriegelte Nordkorea geht, ist die Nachrichtenlage enorm widersprüchlich: Ein Fernsehsender aus Hongkong meldete am Samstag gar, Kim Jong-un sei tot, gestorben an einem Herzinfarkt. Auf Twitter verbreitete sich das rasend schnell. In japanischen Zeitungen war wiederum zu lesen, dass der Diktator im Koma liege. Überprüfen lässt sich beides nicht.

In nordkoreanischen Medien hingegen findet sich kein einziges Wort zum Verbleib von Kim Jong-un. Am Samstag berichtete die amtliche Nachrichtenagentur KCNA lediglich, dass der Machthaber anlässlich des ersten Jahrestages des gemeinsamen Gipfeltreffens mit Russlands Präsident Wladimir Putin eine Grußbotschaft vom Vorsitzenden des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei der Russischen Föderation erhalten habe.

Immerhin: Kim Jong-uns Privatzug ist an der Ostküste des Landes gesichtet worden. Die auf Nordkorea spezialisierte amerikanische Nachrichtenseite 38 North veröffentlichte am Samstag Satellitenbilder, die aus der vergangenen Woche stammen sollen. Zu den Satellitenbildern schrieben die US-Experten selbst, der Aufenthalt des 250 Meter langen Zugs in Wonsan sage nichts darüber aus, wo sich Kim selbst aufhalte und wie es um seine Gesundheit bestellt sei. Der Zug könnte demnach bereits vor dem 21. April an dem Bahnhof eingetroffen sein, der für die Führung des kommunistischen Landes reserviert ist. Am 23. April sei er noch immer dort gewesen.

Bereits 2014 verschwand Kim Jong-un für sechs Wochen

Begonnen hatten die Spekulationen um Kim Jong-un Anfang vergangener Woche. Nachdem er den Feierlichkeiten am 15. April nicht beigewohnt hatte, schrieb das südkoreanische Nachrichtenportal Daily NK, Kim sei am 12. April am Herzen operiert worden. Nach einem Eingriff erhole er sich wieder. Kurz darauf legte der US-Nachrichtensender CNN nach und berichtete unter Berufung auf amerikanische Quellen, dass Kim nach einer Operation "in ernsthafter Gefahr" sei. Dem widersprach US-Präsident Donald Trump. "Ich glaube, der Bericht war falsch", sagte Trump am Donnerstag. Er habe gehört, dass sich die CNN-Meldung auf "alte Dokumente" stütze. "Wir haben ein gutes Verhältnis zu Nordkorea, ich habe ein gutes Verhältnis zu Kim Jong-un und ich hoffe, dass es ihm gut geht", fügte Trump hinzu. Auch das Präsidialamt in Südkorea wies die Berichte zurück. Kim sei "am Leben, und es geht ihm gut", sagte der außenpolitische Berater von Südkoreas Präsident Moon Jae-in an diesem Wochenende.

Bereits 2014 verschwand Kim Jong-un für sechs Wochen, keine Fotos, keine Berichte mehr in den staatlichen Medien. Auch damals wurde wild spekuliert, dass er an Gicht leide, sich eine Knöchelverletzung zugezogen habe, sogar ein Staatsstreich wurde vermutet. Doch Kim kam zurück. Also alles wie vor sechs Jahren?

Bemerkenswert ist, dass diesmal die chinesische Führung, Pjöngjangs engster Verbündeter, eine Delegation mit Regierungsvertretern und Medizinern ins Nachbarland entsandt haben soll - und das mitten in der Corona-Krise. Mehrere mit der Situation vertraute Personen berichteten der Nachrichtenagentur Reuters, dass die Delegation unter der Leitung eines hochrangigen Mitglieds der Internationalen Verbindungsabteilung der Kommunistischen Partei Chinas am Donnerstag von Peking aus abgereist sei. Die Abteilung ist das wichtigste Gremium der Volksrepublik, das sich mit dem Nachbarland Nordkorea befasst.

Zur SZ-Startseite
Raketentest in Nordkorea

Nordkorea
:Der Diktator hat keine Feiertagslaune

Dass Herrscher Kim Jong-un den USA mit einem "Weihnachtsgeschenk" droht, besorgt  China, Südkorea und Japan so, dass sie konferieren. Erwartet werden neue Tests von Raketen großer Reichweite.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: