Nordkirche:Synodentagung eröffnet: Missbrauch zentrales Thema

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Kristina Kühnbaum-Schmidt, Landesbischöfin der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland, spricht bei der Tagung. (Foto: Marcus Brandt/dpa)

Die Landessynode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland ist eröffnet und ein Thema steht im Mittelpunkt. Die Landesbischöfin zeigt sich zutiefst erschüttert.

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Travemünde (dpa) - Das Thema Missbrauch steht im Mittelpunkt der zweitägigen Landessynode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche), die am Donnerstag begonnen hat. Es treffe die Kirche ins Mark, dass Kinder, Jugendliche und Erwachsene im Raum der Kirche sexualisierte Gewalt erlebt hatten, sagte Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt zur Eröffnung.

Und die ergänzte: Das zutage getretene Ausmaß der sexualisierten Gewalt auch in der Nordkirche habe sie zutiefst erschüttert. „Jetzt geht es darum, das Verhältnis von einerseits Nähe, Vertrauen und Gemeinschaft sowie anderseits Transparenz, klarer Übernahme von Verantwortung und Sensibilität für Grenzverletzungen präziser zu bestimmen“, sagte sie. „Das beinhaltet auch, unser Leitungsverständnis kritisch zu reflektieren.“ Schon beim Eröffnungsgottesdienst am Morgen hatte die Präses der Synode, Ulrike Hillmann, gesagt: „Wir sind keine sichere Kirche mehr.“

Das Thema sexualisierte Gewalt innerhalb der evangelischen Kirche war in einer Studie mehrerer Universitäten und Forschungseinrichtungen aufgearbeitet worden. Die Ergebnisse wurden im Januar vorgestellt.

„Die am 25. Januar veröffentlichte Studie zum Thema Missbrauch und ihre Konsequenzen treiben mich und wohl auch alle um“, sagte Hillmann. „Doch nicht minder erschreckend sind die geschilderten systemischen Bedingungen und Zustände auch in der Nordkirche, die diese Gewalt möglich gemacht und vertuscht haben. Diese wirken fort und wirken auch heute“, sagte sie.

Die Schleswiger Bischöfin Nora Steen sagte in ihrer Predigt: „Wir bekennen, dass es uns nicht gelungen ist, Betroffene vor Missbrauch zu schützen.“ Und: „Wir haben Täter geschützt, in dem wir die Institution bewahren wollten.“ Außerdem sei die Kirche nicht aufmerksam genug gewesen. „Wir haben nicht zugehört und haben nicht gehandelt, wenn wir auch nur leise Ahnungen hatten, dass da was sein könnte.“

Am Freitag wollen die 122 anwesenden Synodalen den Haushalt der Landeskirche für die Jahre 2024 und 2025 verabschieden. Die Synode soll am Freitagabend zu Ende gehen.

© dpa-infocom, dpa:240222-99-84280/2

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