Neue Haftstrafe für früheren General:Ex-Diktator Noriega an Panama überstellt

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Frankreich hat Panamas ehemaligen Machthaber Manuel Noriega an sein Heimatland ausgeliefert. Nach langen Haftstrafen in den USA und Europa muss der 77-Jährige nun dort ins Gefängnis. Angehörige von Noriegas Opfern bezweifeln jedoch, dass er wirklich nach Panama gebracht wurde.

Mehr als 20 Jahre nach seinem Sturz durch die USA ist Panamas früherer Machthaber Manuel Noriega an sein Heimatland überstellt worden. Der Ex-General wurde mit einer Sicherheitseskorte vom Pariser Gefängnis La Santé zum Flughafen gebracht. Von dort reiste er über Madrid nach Panama-Stadt weiter.

Bei seiner Ankunft am Sonntagabend wurde Noriega per Hubschrauber zum Gefängnis "El Renacer" (Die Wiedergeburt) gebracht, wo er drei Mal zwanzig Jahre Haft für die Ermordung politischer Gegner in den achtziger Jahren absitzen soll.

Zunächst brachten die Behörden eine Person in einem Rollstuhl in das Gefängnis, deren Gesicht bedeckt war. Doch das war offenbar ein Ablenkungsmanöver, denn erst eine halbe Stunde später traf der Konvoi mit Noriega am Gefängnis ein, wie Innenministerin Roxana Mendez dem Fernsehsender TVN bestätigte.

Zwischenzeitlich kamen angesichts der Manöver Zweifel auf, ob Noriega überhaupt in das Gefängnis gebracht worden sei. Zum Beweis wurde der Ex-Diktator am Abend schließlich kurz Journalisten gezeigt: Gefängnisdirektor Angel Calderon erlaubte den wartenden Journalisten aus der Ferne einen Blick auf den 77-Jährigen, der in einem Rollstuhl saß und mit einem roten, langärmligen Hemd bekleidet war. Calderon zufolge weigerte sich Noriega, Häftlingskleidung zu tragen.

"Was verstecken sie?"

Zwar war eine erhöhte Plattform vor den Gefängnistoren aufgestellt worden, damit die Bürger sehen konnten, wie Noriega ins Gefängnis gerollt wurde. Doch viele beschwerten sich darüber, dass sie keinen freien Blick auf Noriega gehabt hätten, weil dieser von Sicherheitsleuten abgeschirmt worden sei.

"Wir sind enttäuscht über das exzessive Sicherheitsaufgebot, weswegen wir den Häftling nicht sehen konnten", sagte Aurelio Barria, ein Mitglied der ehemaligen Opposition von Noriega. "Warum ihn nicht zeigen? Was verstecken sie? Wir wollen ihn in Handschellen in einer Zelle sehen", sagte Barria dem Sender TVN. In der Innenstadt schlugen einige Menschen auf Töpfe und hupten in einer symbolischen Geste der Ablehnung, zu der Aktivisten aufgerufen hatten. Ansonsten fand Noriegas Ankunft in Panama kaum Beachtung.

Noriega, der wegen seiner Pockennarben den Spitznamen "Ananas-Gesicht" bekam, arbeitete während den siebziger und achtziger Jahren eng mit dem US-Geheimdienst CIA zusammen. Er half den USA dabei, linksgerichtete Bewegungen in Lateinamerika zu bekämpfen. Allerdings begann er gleichzeitig, mit dem kolumbianischen Medellín-Drogenkartell zusammenzuarbeiten. Die Drogengeschäfte, bei denen Kokain in die USA geschmuggelt wurden, brachten Noriega Millionen ein.

Gegen Ende des Kalten Kriegs sorgten diese Beziehungen zu Drogenhändlern für zunehmende Spannungen mit den USA. 1989 wurde er während der US-Invasion in Panama festgenommen, in die USA gebracht und vor Gericht gestellt. Nach etwa 20 Jahren im Gefängnis überstellten ihn die Vereinigten Staaten im April 2010 an Frankreich.

Dort wurde er im vergangenen Jahr wegen Geldwäsche zu sieben Jahren Haft verurteilt. Die Richter sahen es als erwiesen an, dass er in den achtziger Jahren Drogengelder nach Frankreich geschleust und in teure Immobilien investiert hatte. Der von einem Schlaganfall geschwächte Noriega selbst beteuerte in dem Prozess stets seine Unschuld.

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