Videobotschaft:Nawalny soll in seinem Hotel vergiftet worden sein

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Anfang der Woche meldete sich Nawalny mit einem Bild vom Krankenbett in der Charité. Bei ihm seine Frau Julija und seine Kinder. (Foto: Daria Nawalny/dpa)

Das behauptet das Team des Kremlkritikers, nachdem das Zimmer untersucht wurde, in dem der Politiker geschlafen hatte, bevor er zusammenbrach. Nawalny soll das Gift mit einer Flasche Mineralwasser zu sich genommen haben.

Der russische Oppositionspolitiker Alexej Nawalny ist nach Angaben von Mitarbeitern in seinem Hotelzimmer im sibirischen Tomsk vergiftet worden. Nachdem Nawalny auf einem Inlandsflug von Tomsk nach Moskau zusammengebrochen sei, hätten sie in dessen Hotelzimmer Flaschen und andere Gegenstände sichergestellt, hieß auf Nawalnys Instagram-Konto. Zwei Wochen später habe ein deutsches Labor an einer der Flaschen Spuren des Nervengiftes Nowitschok entdeckt, das auch bei Nawalny selbst nachgewiesen worden sei. Das Gift soll demnach über eine Flasche Mineralwasser verabreicht worden sein.

Ein auf Nawalnys Instagram-Konto veröffentlichtes Video zeigt den Angaben zufolge, wie das Hotelzimmer durchsucht wird und Spuren gesichert werden. "Jetzt verstehen wir: Es wurde getan, bevor er sein Zimmer verließ, um zum Flughafen zu fahren", hieß es dazu. Nawalny war am 20. August auf einem Inlandsflug in Russland bewusstlos geworden und einige Tage später in die Berliner Charité gebracht worden. Dort ist er inzwischen aus seinem künstlichen Koma erwacht.

Ein Bundeswehrlabor stellte fest, dass er mit Nowitschok vergiftet wurde, einem Nervengift, das zu Sowjetzeiten entwickelt und 2018 auch gegen den früheren russischen Spion Sergej Skripal und dessen Tochter in Großbritannien eingesetzt wurde. Labore in Frankreich und Schweden haben das Ergebnis bestätigt. Die Organisation für das Verbot Chemischer Waffen (OPCW) untersucht ebenfalls Proben. Deutschland verlangt eine Erklärung von Russland. Die Regierung in Moskau beteuert, nichts mit Nawalnys mutmaßlicher Vergiftung zu tun zu haben und wirft Deutschland vor, Bitten um Zusammenarbeit bei Ermittlungen nicht nachgekommen zu sein.

Das Europaparlament hat inzwischen den sofortigen Beginn einer internationalen Untersuchung zu der Giftattacke auf den russischen Oppositionspolitiker Alexej Nawalny gefordert. Auch die EU solle daran beteiligt sein, hieß es in einer verabschiedeten Resolution. Der mutmaßliche Mordversuch gegen Nawalny wurde scharf verurteilt. Außerdem sei der wiederholte Einsatz chemischer Waffen gegen russische Bürger ein Grund für Besorgnis, hieß es in der Entschließung. Die Abgeordneten forderten Russland auf, Einschüchterung, Gewalt, Belästigung und Unterdrückung von Oppositionellen ein Ende zu setzen. Politische Morde und Vergiftungen seien in Russland ein systematisches Mittel des Regimes, um die Opposition vorsätzlich anzugreifen. Die EU müsse angesichts des Falls die Beziehungen zu Russland überdenken, forderte das Europaparlament. Russland müsse in internationalen Foren weiterhin isoliert werden und dem EU-Sanktionsregime für Menschenrechtsverletzungen zügig zugestimmt werden.

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