Zum 20. Jahrestag der Anschläge am 11. September hat US-Präsident Joe Biden die USA zur nationalen Einheit aufgerufen. Das sei die größte Stärke der Vereinigten Staaten im Angesicht der Not, sagte Biden in einer im Weißen Haus aufgezeichneten Ansprache. Sie wurde vom Präsidialamt am Vorabend der Feierlichkeiten an diesem Samstag veröffentlicht. Biden würdigte die bei den Anschlägen Getöteten und Verletzten sowie die Feuerwehrleute, Krankenschwestern und vielen anderen Helfer, die bei ihren Rettungseinsätzen ihr Leben riskiert oder verloren haben.
In den Tagen nach den Anschlägen sei heldenhaftes Handeln, Widerstandskraft und "ein wahres Gefühl der nationalen Einheit" demonstriert worden. "Im Kampf um die Seele Amerikas ist Einheit unsere größte Stärke. Einheit bedeutet nicht, dass wir an das Gleiche glauben müssen. Wir müssen einen grundlegenden Respekt und Vertrauen haben", sagte Biden. Die Anschläge hätten eine Generation dazu motiviert, dem Land zu dienen und es auch gegen Terrorismus zu schützen. Jeder, der den USA Schaden zufügen wolle, müsse Folgendes wissen: "Wir werden Dich jagen, fassen und Dich zur Rechenschaft ziehen." Dies gelte heute, morgen und für immer, betonte er in der Videoansprache.
SZ-Podcast "Auf den Punkt":"Der 11. September hat alles verändert"
20 Jahre sind die Anschläge auf World Trade Center und Pentagon her. Die Folgen für die internationale Sicherheitspolitik spürt man noch heute.
Biden kritisierte, nach den Anschlägen seien auch "die dunkleren Kräfte der menschlichen Natur" zum Vorschein gekommen, nämlich "Angst und Wut". Es habe etwa Vorurteile und Gewalt gegen amerikanische Muslime gegeben, gegen "wahre und gläubige Anhänger einer friedlichen Religion", sagte Biden. Das Land dürfe sich aber nicht spalten lassen. "Die Einheit ist das, was uns ausmacht - Amerika von seiner besten Seite."
Die Anschläge des 11. Septembers waren der Auslöser des nun beendeten Nato-Einsatzes in Afghanistan. Dazu hat die Nato unterdessen nach Angaben von Generalsekretär Jens Stoltenberg "eine umfassende Untersuchung" eingeleitet. "Die Ereignisse der letzten Wochen waren tragisch für die Afghanen und erschütternd für alle, die sie unterstützen", schrieb Stoltenberg in einem Gastbeitrag für die Welt am Sonntag. Es gebe viele schwierige Fragen bezüglich des Nato-Engagements, die man sich nun ehrlich stellen müsse. "Wir müssen Lehren daraus ziehen."
Zugleich machte Stoltenberg deutlich, dass sich das Militärbündnis nicht vollständig zurückziehen will. "Afghanistan wird nicht die letzte Krise sein, in der Nordamerika und Europa gemeinsam, mithilfe der Nato, handeln müssen", erklärte der frühere norwegische Regierungschef. "Es wird immer jemanden geben, der uns schaden will. Das haben wir am 11. September (2001) und seitdem noch bei vielen anderen Terroranschlägen gesehen."