Tote und Verletzte
Die Lage im Nahen Osten eskaliert: Bei heftigen Zusammenstößen mit der israelischen Armee sind im Westjordanland zwei Palästinenser getötet worden, darunter ein dreizehnjähriger Junge. Das Kind sei an einer Schussverletzung in der Brust gestorben, teilte ein Krankenhaus bei Bethlehem mit. Ein weiterer 18-jähriger Palästinenser erlag in der Nacht einer Schussverletzung, die er nahe der Stadt Tulkarem erlitten hatte. Die Proteste nach seinem Tod führten zu weiteren gewaltsamen Auseinandersetzungen.
Palästinenser bewarfen israelische Soldaten mit Steinen und Brandflaschen. Nach Angaben der palästinensische Rettungsorganisation Roter Halbmond wurden mehr als 450 Palästinenser verletzt. Viele hätten bei Unruhen am Sonntag Schussverletzungen erlitten, darunter auch drei Sanitäter der Organisation. Nach Angaben der Armee wurden zwei Soldaten verletzt.
In der Nacht zum Sonntag hatte ein Mann in Jerusalem einen 15-jährigen Israeli niedergestochen und war dann von Polizisten erschossen worden. Nur wenige Stunden zuvor hatte ein Palästinenser in der Altstadt zwei Israelis mit einem Messer tödlich verletzt. Der Mann wurde ebenfalls von Polizisten erschossen. Am Donnerstag hatte ein mutmaßlich palästinensischer Täter im Westjordanland ein jüdisches Elternpaar vor den Augen seiner vier Kinder erschossen.
Netanjahu kündigt hartes Vorgehen an
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu kündigte als Reaktion auf die Anschläge harte Gegenmaßnahmen an. So sollen Häuser von "Terroristen" künftig im Schnellverfahren zerstört und palästinensische Randalierer vermehrt in sogenannte Administrativhaft genommen werden. Dies ermöglicht eine sechsmonatige Haft ohne Anklage, wobei der Zeitraum immer wieder verlängert werden kann. In Jerusalem und im Westjordanland sollen noch mehr Sicherheitskräfte stationiert werden.
Nachdem militante Palästinenser eine Rakete nach Israel geschossen hatten, die in einem Feld gelandet war, flog die israelische Luftwaffe in der Nacht zum Montag einen Angriff im Gazastreifen. Beschossen worden sei eine "Terroreinrichtung" der radikalislamischen Hamas im Norden des Küstengebiets, teilte die Armee mit.
Streit um den Tempelberg
Bereits am Sonntag hatte Israel die Altstadt von Jerusalem und damit den Tempelberg mit der Al-Aksa-Moschee für viele Palästinenser gesperrt. Nur Anwohner, Ladenbesitzer und Schüler durften hinein.
Der Streit um den Tempelberg gilt als Auslöser der Unruhen. Die Palästinenser werfen Israel vor, es wolle mehr Kontrolle über die Stätte gewinnen, die Muslimen und Juden heilig ist, und die Nutzungsrechte von Muslimen beschneiden.
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon teilte mit, er sei sehr besorgt, dass die Vorfälle Vorzeichen eines "gefährlichen Abgleitens hin zur Eskalation" seien. Er rief alle Beteiligten dazu auf, Gewalt zu verurteilen und Ruhe zu bewahren, um eine weitere Eskalation zu verhindern.