Nahostkonflikt:Tausende demonstrieren wegen des Kriegs im Nahen Osten

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Pro-Palästina Demonstration durch Kreuzberg. (Foto: Paul Zinken/dpa)

Der Krieg im Nahen Osten treibt auch viele Menschen in Berlin um. Am Wochenende gingen Tausende für die Belange der Palästinenser auf die Straße, andere zeigten sich solidarisch mit Israel.

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Berlin (dpa/bb) - Drei Wochen nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel und dem Beginn eines neuen Kriegs im Nahen Osten sind in Berlin am Wochenende Tausende pro-palästinensische Demonstranten auf die Straße gegangen. Gleichzeitig fanden mehrere Veranstaltungen zur Unterstützung Israels statt.

Bei der größten pro-palästinensischen Demonstration zogen am Samstag laut Polizei 11.000 Menschen durch Kreuzberg. Viele Teilnehmer hatten Transparente dabei, auf denen sie die anhaltenden Angriffe Israels auf den von Palästinensern bewohnten Gazastreifen verurteilten - das Land reagiert damit auf die Hamas-Terrorattacke.

Auf einem Plakat wurde Israel „Völkermord“ vorgeworfen. Kritik wurde auch daran geübt, dass die Bundesregierung Israel unterstützt. Zu sehen waren viele Palästinenser-Flaggen. Demonstranten riefen immer wieder „Viva, Viva Palästina“, „Free Palestine“ oder beispielsweise auch „Kindermörder Israel“.

Trotz der aufgeheizten Stimmung verlief die Demonstration laut Polizei weitgehend störungsfrei. Allerdings zündeten einzelne Personen Pyrotechnik und kletterten auf ein Hochbahnviadukt beim Görlitzer Bahnhof. Daraufhin musste dort der Strom abgeschaltet und der U-Bahn-Verkehr zeitweise unterbrochen werden.

Bei weiteren pro-palästinensischen Demonstrationen zählte die Polizei am Samstag am Hauptbahnhof und am Alexanderplatz zusammen rund 500 Teilnehmer. Am Sonntag forderten am Gleisdreieck etwa 700 Menschen ein Ende der israelischen Angriffe im Gazastreifen und erinnerten an die zivilen Opfer dort.

Es gab aber auch Solidaritätsbekundungen mit den Menschen in Israel. So versammelten sich am Sonntag am Rosa-Luxemburg-Platz in Mitte etwa 250 Menschen zu einer Kundgebung. Ihr Motto lautete: „Solidarität mit Israel - Gegen jeden Antisemitismus und Islamismus“. Am Rande eines Bürgersteigs waren Zettel mit Fotos und Namen von Menschen aufgeklebt, die die Hamas bei dem Angriff aus Israel entführt hat. Auch auf dem Pariser Platz vor dem Brandenburger Tor erinnerten am Sonntag Menschen an die entführten Hamas-Opfer, darunter Kinder. Die Berliner Polizei zählte hier rund 60 Demonstranten.

Am Samstag besuchten laut Polizei 1150 Menschen eine Mahnwache der jüdischen Gemeinde in Charlottenburg, nachdem dort am Freitagabend bereits 350 Menschen zusammengekommen waren. Mit einem festlich gedeckten Tisch vor dem Gemeindehaus in der Fasanenstraße wurde an die mehr als 200 Geiseln erinnert, die die Hamas bei ihrem Angriff aus Israel verschleppt hatte. Mehr als 200 Stühle blieben leer, an den Plätzen waren Fotos der Menschen mit ihren Namen zu sehen.

Am 7. Oktober hatten Terroristen der im Gazastreifen herrschenden Hamas in Israel ein Massaker unter Zivilisten mit rund 1400 Toten angerichtet. Seither greift Israels Armee Ziele in dem abgeriegelten Palästinensergebiet an. Dabei starben dort nach palästinensischen Angaben schon Tausende Menschen.

Seit der Hamas-Attacke kam es in Berlin bei pro-palästinensischen Demonstrationen wiederholt zu antisemitischen und israelfeindlichen Aktionen. Vor diesem Hintergrund sprach die Polizei zuletzt immer wieder Verbotsverfügungen gegen bestimmte Demonstrationen aus, andere durften stattfinden.

Am Freitagabend löste die Polizei im Bezirk Mitte mehrere kleinere pro-palästinensische Demonstrationen auf. Allein am Samstag waren rund 1200 Polizisten aus mehreren Bundesländern in der Stadt im Zusammenhang mit Demos im Einsatz, darunter auch bei einer Blockade von Klimaaktivisten auf der Straße des 17. Juni.

Viele jüdische Menschen in Berlin beklagen eine Zunahme von Antisemitismus und Bedrohungen im Alltag. Nach Angaben der Polizei stellen Beamten praktisch in der gesamten Stadt jeden Tag Sachbeschädigungen fest, oft in Form von aufgemalten Symbolen wie dem Davidstern sowie israelfeindlicher und pro-palästinensischer Schriftzüge.

© dpa-infocom, dpa:231029-99-748193/4

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