Nahost-Konflikt:Schülergruppen aus Israel in Sicherheit gebracht

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Ein Flugzeug bei der Landung. (Foto: Boris Roessler/dpa/Symbolbild)

Tagelang mussten mindestens zwei Schülergruppen aus Baden-Württemberg in Israel ausharren. Auf dem Weg in die Heimat hatte ein Teil der Jugendlichen auch eine Portion Glück und gute Beziehungen.

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Karlsruhe/Stuttgart (dpa/lsw) - Wohl vor allem dank eines Zufalls im Hotel ist es einer Schülergruppe aus dem Kreis Esslingen gelungen, mehrere Tage nach dem Großangriff der islamistischen Hamas-Organisation auf Israel das Krisengebiet zu verlassen. Die Schülerinnen und Schüler wurden am Dienstag nach Angaben ihrer Schule aus dem jordanischen Amman nach Reykjavik in Sicherheit gebracht. Auch eine Gruppe von Berufsschülern und ihre Begleiter aus Ettlingen (Kreis Karlsruhe) konnten inzwischen das Land verlassen, nachdem sie mehrere Tage in Israel ausgeharrt hatten, wie das Landratsamt mitteilte.

Auf der Suche nach einer Fluchtmöglichkeit kam den zehn Berufsschülern und ihren beiden Lehrkräften aus Kircheim/Teck nach Angaben ihrer Schule der Zufall zur Hilfe: Während eines Luftalarms lernten die Betreuer im unterirdischen Bunker ihres Hotels demnach ein isländisches Ehepaar kennen. Mit Hilfe des Paares habe die Gruppe Sitze in einer vom isländischen Außenministerium beauftragten Passagiermaschine bekommen. Sie fuhr mit einem selbst organisierten Bus ins jordanische Amman und landete am Dienstagmorgen mit der Sondermaschine auf dem Flughafen der isländischen Hauptstadt Reykjavik. Auf der Nordatlantik-Insel wurden die Kirchheimer von der deutschen Botschafterin Clarissa Duvigneau empfangen, wie die Deutsche Botschaft auf Facebook mitteilte.

Die Schüler waren nach Angaben einer Sprecherin des Landkreises am 4. Oktober nach Israel geflogen, um ihre Partnerschule in Givatayim bei Tel Aviv und Gastfamilien zu besuchen. Sie wollten eigentlich erst am Donnerstag zurückkommen.

„Die Last fällt jetzt von allen ab“, sagte Schulleiter Jens Kaiser zudem dem SWR. Er kritisierte aber auch die Bundesregierung, die wenig für die Gruppe unternommen habe. Er hätte sich gewünscht, dass die Bundesregierung eigene Evakuierungsflüge für Deutsche organisiert, sagte Kaiser. Es sei jedoch auf die kommerziellen Fluglinien verwiesen worden. „Und ich muss sagen, das fand ich schon sehr enttäuschend“, sagte Kaiser dem Rundfunksender.

Aus dem Auswärtigen Amt hieß es am Dienstag, das Krisenreaktionszentrum sei unter Hochdruck mit Fluggesellschaften in Kontakt, um die Flugkapazitäten zu erweitern. Das deutsche Außenministerium stehe mit 17 Jugendgruppen in engem Kontakt. Vier solcher Gruppen seien bereits sicher ausgereist, weitere sollten noch an diesem Dienstag ausfliegen.

Dazu zählt auch eine Gruppe von Berufsschülern mit ihren drei Begleitern aus dem Landkreis Karlsruhe. Sie war am Donnerstag vergangener Woche im Rahmen eines Jugendaustausches nach Israel gekommen. Die elf Schülerinnen und Schüler im Alter von 16 bis 19 Jahren waren am Samstagabend nach dem Hamas-Angriff von israelischen Freunden in enger Abstimmung mit dem Militär aus der unmittelbaren Gefahrenzone an einen sicheren Ort in der Negev-Wüste gebracht worden. Am Dienstag wurden sie nach Angaben des Landratsamts in ein Drittland gebracht. Wohin genau, wurde nicht mitgeteilt.

„Wir arbeiten jetzt daran, die Gruppe von dort aus an einen Zielflughafen in Deutschland weiterreisen zu lassen“, hieß es. Wann die Jugendlichen und ihre Begleiter zurück in Deutschland sind, könne wegen der „angespannten Situation an den Flughäfen“ noch nicht mitgeteilt werden. „Die vorzeitige Ausreise ist in Eigenregie gemeinsam mit der Expertise und großen Unterstützung der israelischen Partner vor Ort gelungen“, wie es weiter hieß.

Einen genauen Überblick, wie viele Schülergruppen aus Baden-Württemberg derzeit in Israel sind, hat das Kultusministerium nicht. Jugend- und Schülerbegegnungen seien nicht meldepflichtig, hieß es im Ministerium. Man wisse von den Reisen lediglich dann, wenn bei den Regierungspräsidien Fördergelder für solche Reisen beantragt würden. Aktuell seien keine von den Regierungspräsidien geförderten Reisegruppen in Israel.

© dpa-infocom, dpa:231010-99-509728/4

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