Nach gewaltsamen Protesten gegen umstrittenen Tiefbahnhof:Polizei durchsucht Büros von Stuttgart-21-Gegnern

Nach Ausschreitungen bei Protesten haben Polizei und Staatsanwaltschaft Büros von Stuttgart-21-Gegnern durchsucht. Bei einer Demonstration im Juni sollen Demonstranten einen Zivilbeamten an Kopf und Hals verletzt haben. Die Parkschützer bestreiten das - und wollen mit der Polizei zusammenarbeiten.

Wolfgang Jaschensky

Kriminalpolizei und Staatsanwaltschaft haben an diesem Donnerstagmorgen die Büroräume von Stuttgart-21-Gegnern durchsucht. Dies bestätigten Polizei und Staatsanwaltschaft auf Anfrage von sueddeutsche.de. Betroffen sind die Räume der Initiative "Parkschützer". Zu einer Durchsuchung der Privatwohnung des Sprechers Matthias von Herrmann kam es nach dessen Angaben nicht, nachdem er die Übergabe des gesuchten Materials zugesichert hat.

Bei Protesten am 20. Juni kam es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei. Ein Beamter wurde dabei schwer verletzt. (Foto: dpa)

Die Durchsuchung steht im Zusammenhang mit dem gewaltsamen Protest gegen das umstrittene Bahnprojekt am 20. Juni. An diesem Tag hatten Demonstranten nach der wöchentlichen Montagsdemonstration eine Baustelle des Bahnprojekts gestürmt. Dabei war nach Angaben der Polizei und der Bahn ein Sachschaden von etwa 1,5 Millionen Euro entstanden. Ein Zivilbeamter war laut Polizei durch Schläge und Tritte an Kopf und Hals verletzt worden. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen gemeinschaftlicher gefährlicher Körperverletzung und versuchten schweren Raubes.

Bei den Durchsuchungen wollen die Ermittler Filmaufnahmen sicherstellen, die den Angriff zeigen sollen. Zudem suchen sie Hinweise auf Zeugen. Die Parkschützer haben auf einer Pressekonferenz das entsprechende Bildmaterial zwar vorgeführt, eine Weitergabe an die Ermittler aber abgelehnt, sagte Staatsanwältin Claudia Krauth zu sueddeutsche.de. Einer polizeilichen Vorladung seien Herrmann und weitere Zeugen ebenfalls nicht nachgekommen. Aus diesem Grund seien Polizei und Staatsanwaltschaft zu den Durchsuchungsmaßnahmen gezwungen gewesen.

Ganz anders sieht die Darstellung der "Parkschützer" aus: Bei dem Mann habe es sich um einen Provokateur der Polizei gehandelt. Die Demonstranten hätten ihn als Zivilbeamten enttarnt und dann "seinen uniformierten Kollegen" übergeben, sagte Herrmann seinerzeit der SZ. Bei dieser Darstellung bleibt Herrmann bis heute.

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