Nach Militärputsch:Mehrere Tote bei Gefechten in Myanmar

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Auch am Sonntag gab es Proteste gegen den Militärputsch, wie hier in Dawei, im Süden des Landes. (Foto: AFP)

Widerstandskämpfer nehmen Berichten zufolge eine Polizeistation ein und töten mehrere Sicherheitskräfte. Die Militärjunta suspendiert derweil 125 000 Lehrkräfte vom Dienst.

In Myanmar hat es erneut Kämpfe zwischen der Junta und den Widerstandskämpfern gegeben. Lokalen Medienberichten zufolge kamen am Sonntag mehrere Mitglieder der Junta-Streitkräfte ums Leben, als Widerstandskämpfer eine Polizeistation in der Stadt Moe Bye im Süden des Landes eingenahmen. Es ist unklar, wie viele Menschen starben, manche Berichte sprechen von 13, andere von 20 Toten. Vier Polizisten wurden von den Widerstandskämpfern in Gewahrsam genommen. Die Polizeiwache sei in Brand gesetzt worden, zwei Zivilisten seien bei den Kämpfen verletzt worden.

Die Junta suspendiert derweil Tausende Lehrer vom Dienst. Nach Angaben des Lehrerverbandes wurden bereits mehr als 125 000 Lehrkräfte an Schulen und fast 20 000 Mitarbeiter an Universitäten vom Dienst suspendiert, weil sie sich nicht unter den Putschisten arbeiten wollen. Viele Lehrkräfte haben sich der "Bewegung des zivilen Ungehorsams" (CDM) angeschlossen, die für die Rückkehr zur Demokratie kämpft. Wenige Tage vor Beginn des neuen Schuljahres, haben an vielen Orten Schüler erklärt, dass sie nicht wieder zur Schule gehen wollen und Eltern haben angekündigt, dass sie ihre Kinder nicht zum Unterricht schicken wollen.

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Auch am Sonntag gab es landesweite Proteste gegen den Putsch. Die Europäische Union kritisiert die Ankündigung der Junta, die Partei der entmachteten Regierungschefin Aung San Suu Kyi wegen angeblichen Wahlbetrugs auflösen zu wollen. Sollte das Vorhaben umgesetzt werden, "würde dies einmal mehr die unverhohlene Missachtung des Willens des myanmarischen Volkes und der Rechtsstaatlichkeit durch die Junta zeigen", teilte ein Sprecher des EU-Außenbeauftragten Josep Borrell am Sonntag mit.

Aung San Suu Kyi soll am Montag erstmals persönlich vor Gericht erscheinen

Regierungschefin Aung San Suu Kyi steht seit dem Putsch des Militärs im Februar dieses Jahres unter Hausarrest. Sie soll am Montag erstmals persönlich vor Gericht erscheinen. Die Anwälte der 75-Jährigen hoffen, dabei endlich Zugang zu ihrer Mandantin zu bekommen. Die Justiz beschuldigt die Friedensnobelpreisträgerin verschiedener Vergehen, darunter Verstöße gegen ein Staatsgeheimnisgesetz aus der Kolonialzeit und gegen Corona-Maßnahmen. Am schwersten wiegt bislang der Vorwurf, "Anstiftung zum Aufruhr" betrieben zu haben. In den vergangenen Wochen wurde sie bereits mehrmals per Videoschalte von einem Gericht vernommen, ihre Verteidiger durfte sie bislang aber nicht treffen.

Seit dem Putsch der Generäle in dem südostasiatischen Land geht die neue Führung hart gegen ihre Gegner vor. Nach Schätzungen der Gefangenenhilfsorganisation AAPP wurden seit dem Putsch mindestens 815 Menschen getötet. Mehr als 5300 wurden festgenommen. Als Grund für den Umsturz gibt das Militär den angeblichen Wahlbetrug bei der Parlamentswahl im November an. Diese hatte Suu Kyi mit der nationalen Liga für Demokratie (NLD) klar gewonnen. Beweise für einen Wahlbetrug legt die Junta nicht vor. Wahlbeobachter hatten die Wahl als insgesamt frei und fair bezeichnet.

© SZ/dpa/Reuters/hij - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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