Proteste gegen Militärputsch:Aktivisten rufen zu Generalstreik in Myanmar auf

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In Naypyidaw setzt die Polizei Wasserwerfer gegen die Demonstranten ein. (Foto: STR/AFP)

Arbeiter im ganzen Land sollen bereits ihre Arbeit niedergelegt haben. In mehreren Städten ziehen den dritten Tag in Folge Tausende Menschen auf die Straße, um gegen den Putsch vor einer Woche zu demonstrieren.

Eine Woche nach dem Putsch in Myanmar ziehen die Proteste gegen das Militär und die Festsetzung der entmachteten Regierungschefin Aung San Suu Kyi sowie zahlreicher anderer Menschen immer weitere Kreise. Am Montag riefen Aktivisten zu einem Generalstreik auf. Nach Angaben des Magazins Irrawaddy begann der Ausstand um acht Uhr Ortszeit. Im ganzen Land seien Arbeiter der Aufforderung gefolgt und hätten ihre Arbeit niedergelegt, berichtet die britische BBC.

In Teilen des südostasiatischen Landes gingen zugleich erneut Tausende, manchen Berichten zufolge auch Zehntausende Menschen auf die Straße, vor allem in der nördlichen Großstadt Mandalay, der größten Stadt Yangon (dem früheren Rangun) und der Hauptstadt Naypyidaw. Dort ging die Polizei mit Wasserwerfern gegen die Demonstranten vor, wie Fotos zeigen und das Portal Myanmar Now berichtet.

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Die Proteste sind die größten seit der von Mönchen angeführten "Safran-Revolution" 2007 gegen das damalige Militärregime. Bereits am Wochenende waren Zehntausende auf die Straßen gegangen. Zugleich hatten die Militärmachthaber das Internet fast überall kappen lassen. Die Zugänge zu Twitter und Instagram wurden blockiert, zuvor hatte die Junta bereits Facebook sperren lassen.

Über die sozialen Medien hatten seit Mitte vergangener Woche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Krankenhäusern und an Universitäten sowie Studentinnen und Studenten zu Aktionen des zivilen Widerstands aufgerufen. Beschäftigte in Fabriken sowie Angestellte aus Behörden schlossen sich an. Auch Mönche und Anwälte nahmen an den Kundgebungen teil.

Sorge vor einer Eskalation in Myanmar

Unterdessen wächst die Sorge vor einer Niederschlagung der Proteste. Der UN-Sonderberichterstatter für Menschenrechte in Myanmar, Tom Andrews, appellierte am Sonntag an die internationale Gemeinschaft, der pro-demokratischen Bewegung zur Seite zu stehen. Den UN-Menschenrechtsrat forderte Andrews auf, unverzüglich eine Sondersitzung einzuberufen.

Mehr als 160 Menschen wurden seit Beginn des Putsches vom vergangenen Montag verhaftet. Darunter sind vor allem Angehörige der gestürzten Regierungspartei "Nationale Liga für Demokratie" (NLD) sowie Mitglieder von Bürgerrechtsorganisationen. Die bisherige De-Facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi steht unter Hausarrest.

Die Armee hatte den Staatsstreich mit angeblichem Wahlbetrug begründet, ohne Beweise vorzulegen. Die Wahlen vom 8. November hatte Aung San Suu Kyis NLD klar gewonnen. Die Partei der Militärs war unterlegen. Schon in der Vergangenheit stand Myanmar (früher Birma) fast 50 Jahre unter Militärherrschaft. Erst 2011 hatte eine politische Öffnung begonnen.

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