Militär-Putsch:Die Welt sieht zu

Die Proteste in Myanmar haben sich nach einer Woche gesteigert. Es ist kaum anzunehmen, dass sie rasch abebben werden.

Kommentar von David Pfeifer

Die Empörung von fast überall werden die Generäle in Myanmar schon mitbekommen haben. Wer sich dem demokratischen Spektrum zuordnet, verurteilte am vergangenen Montag umgehend ihren dünn begründeten Putsch und die Festsetzung der De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi. Es war den militärischen Machthabern nur vermutlich egal, solange für sie entscheidende Teile der Welt, vor allem China, die Sache als innere Angelegenheit darstellen.

Seit 2007 allerdings, den letzten großen Demonstrationen in Myanmar, hat sich etwas verändert: Die Bürgerinnen und Bürger haben heute Plattformen, über die sie sich verbinden und Kontakt mit der Außenwelt halten können. Zwar wurden Internet und Mobilfunk kurzzeitig blockiert, doch das geht nicht unbegrenzt, zumindest nicht in einer Gesellschaft, deren Alltag auch am Datenfluss hängt. So bekommt die Welt nun also mit, dass die Demonstrierenden in Yangon den Polizisten Wasserflaschen geben, dass sie nachts auf Töpfe klopfen, um friedlich Krawall zu machen. Dass sie den Drei-Finger-Gruß der Protestierenden in Thailand übernommen haben, die ihn wiederum aus "Die Tribute von Panem" zitierten, einer Dystopie über einen totalitären Staat.

2007 konnten die Myanmarer nur darauf hoffen, dass die Generäle ihnen zuhören. Heute wissen sie, dass die Welt hinsieht, und senden Zeichen.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: